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Meditative Texte

Fragen und Antworten


 

Bahai am Bahai Weltzentrum, Haifa, Israel




1) Woran glauben die Bahai?

Einheit der Religionen - Einheit der Menschheit
Alle Religionen entstammen einem göttlichen Ursprung. Jeder Offenbarer wurde von Gott mit einer bestimmten Sendung betraut. Jeder von ihnen - Moses, Krishna, Buddha, Zoroaster, Christus, Mohammed und Baha'u'llah - brachte der Menschheit die Lehre, die jeweils ihren Bedürfnissen und ihrer Fassungskraft entsprachen. Für Bahai ist diese fortschreitende Gottesoffenbarung ein nie endender Vorgang. Alle Religionen sind Stufen eines göttlichen Planes. Die Sendung Baha'u'llah ist die Einheit der Menschheit bei Erhaltung der kulturellen Vielfalt.


Die Ablehnung von Vorurteilen
Vorurteile gegenüber anderen Ethnien, Religionen, Klassen und Nationalitäten verzögern die Entwicklung der Einheit. Eine durch das Recht aller Länder anerkannte Gleichwertigkeit der Menschen ist notwendig.


Gleichwertigkeit von Mann und Frau
Die Ablehnung der Gleichwertigkeit der Geschlechter stellt eine Ungerechtigkeit gegen die Hälfte der Weltbevölkerung dar und fördert störende Verhaltensweisen und Gewohnheiten, die aus dem Familienkreis zum Arbeitsplatz, ins gesellschaftliche Leben und schließlich bis in die internationalen Beziehungen weiter getragen werden. Mädchen müssen eine gleichwertige Ausbildung erhalten.


Harmonie zwischen Religion und Wissenchaft
Religion und Wissenschaft - die beiden mächtigsten Kräfte im menschlichen Leben - werden als zwei in Einklang stehende Aspekte der Wirklichkeit gesehen.

 

Bahai Haus der Andacht
in Neu Delhi, Indien




2) Was ist "fortschreitende Gottesoffenbarung"?

Alle großen Religionen der Welt lehren, dass es nur einen Gott gibt. Sie alle lehren, dass Anbetung, Liebe und Dienst für den einen Gott zum Glück des Menschen führt. Gott steht nicht im Wettbewerb mit sich selbst. Religionsstifter - Lampen - gab es viele, aber das Licht war und ist nur eines. Jede Religion hat ihre Sommer-, Herbst- und Winterzeit. Dann wiederholt sich der Zyklus.



Die Bahai-Schriften lehren, dass die Offenbarung, welche Baha'u'llah brachte, die jüngste Offenbarung ist, aber nicht das letzte Kapitel im Buch der von Gott offenbarten Lehren. Die Bahai anerkennen und verehren die Stifter früherer Offenbarungsreligionen. Auch aus deren Schriften wird in den Häusern der Andacht gelesen.




3) Wie wird man in die Bahai-Gemeinde aufgenommen?

Als Voraussetzung für die Aufnahme in die Bahai-Gemeinde gilt: Die Anerkennung Baha'u'llahs als Gottesoffenbarer für dieses Zeitalter und das Bekenntnis zu den von ihm geoffenbarten Lehren und Prinzipien.

Eine Taufe, der die Kinder nach ihrer Geburt oder später zu unterziehen wären, kennt die Bahai-Religion nicht. Bahai-Kinder werden sowohl über den eigenen Glauben als auch über die anderen Religionen unterrichtet. Ab dem 15. Lebensjahr können sie sich selbständig entscheiden ob sie Bahai sein möchten.




4) Wie ist die Bahai-Religion organisiert?

Die Bahai-Religion kennt kein Priestertum. Der Glaube stützt sich auf ein System örtlicher, nationaler und internationaler Verwaltungsgremien, das von Baha'u'llah begründet, von Abdul-Baha ausgearbeitet und von Shoghi Effendi eingesetzt wurde.

Die Angelegenheiten einer örtlichen Bahai-Gemeinde werden von einem aus neun Mitgliedern bestehenden jährlich gewählten Lokalen Geistigen Rat verwaltet. Auf Landesebene wird jedes Jahr von Delegierten ein aus neun Mitgliedern bestehendes Gremium, der Nationale Geistige Rat, gewählt. Die Wahl des internationalen Gremiums, des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, erfolgt alle fünf Jahre an seinem Sitz in Haifa anlässlich einer Tagung aller Mitglieder der Nationalen Geistigen Räte.

Alle Bahai Wahlen sind Wahlen ohne Kandidaturen und Wahlpropaganda.

Bei der Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten handeln die Bahai-Institutionen nach dem Prinzip der Beratung. Sämtliche Themen werden im offenen Gespräch und mit dem Wunsch behandelt, die Fakten zu ermitteln und zu einer Entscheidung zu gelangen, die auf geistigen Grundsätzen basiert und von jeglichem persönlichen Interesse frei ist.

In den Häusern der Andacht werden Texte aus den Schriften aller göttlich offenbarten Religionen gelesen. Derzeit gibt es Häuser der Andacht in Wilmette (USA), Frankfurt (Deutschland), Kampala (Uganda), Sidney (Australien), Panama City (Panama), Neu Delhi (Indien) und Apia (West-Samoa).

Die Bahai-Aktivitäten werden durch freiwillige und anonyme Spenden (nur dem Rechner ist der Name des Spenders bekannt) ausschließlich von Bahai getragen. Finanzielle Beiträge von Nicht-Bahai dürfen nicht angenommen werden. Es bleibt dem Gewissen des einzelnen Gläubigen überlassen, ob und wieviel er spenden möchte. Die Eigenverantwortung des Einzelnen sowie die Unabhängigkeit des Bahai-Glaubens sollen so gewährleistet werden.



Schrein des Bab, Bahai Weltzentrum, Israel



5) Gibt es Bahai-Gesetze und Regeln?

Bahai sollen wenigstens einmal täglich beten und morgens uns abends in den Heiligen Schriften lesen. Zudem ist eine Fastenzeit vom 2. bis 21. März jedes Jahres vorgeschrieben. Bahai können Positionen in der Staatsverwaltung bekleiden und entsprechende Ernennungen akzeptieren, dürfen aber nicht Mitglied einer politischen Partei sein. Die Bahai sind verpflichtet, sich dem Staat gegenüber, in dem sie leben loyal zu verhalten und die Autorität der ordnungsgemäß eingesetzten Regierung anzuerkennen. Sollten Gesetze dieses Staates gegen die Menschenrechte verstössen, ist eine Veränderung gewaltlos zu erreichen. Bahai lehnen den Genuss von Alkohol und Drogen jeder Art ab. Nicht gestattet ist Askese, Mönchstum, Beichte, Feuerbestattung, Glücksspiel und Bettelei.



Bahai Konferenz in Frankfurt am Main



6) Ist die Bahai-Religion eine Sekte des Islam?

Kann das Christentum eine Sekte des Judentums genannt werden? Gottesoffenbarung ist fortschreitend. So entstand das Christentum in der jüdischen Gemeinde, aus jüdischen Wurzeln. Das gleiche gilt für den Bahai-Glauben und seine islamische Herkunft.

Heute sind Menschen aller religiösen Herkunft Mitglieder der Bahai-Gemeinden und leben und arbeiten einträchtig zusammen.




7) Wie steht die Bahai-Religion zum Christentum?

Der Bahai-Glaube betont die Einheit aller Offenbarungsreligionen - der eine Gott ist die einzige Quelle der Offenbarung. Christus und Baha'u'llah sind beide Gottesoffenbarer. Der Bahai verehrt sie hoch und begegnet ihnen voll Ehrfurcht. Die Religionen sind miteinander verbunden, und in jeder Gottesoffenbarung wird auf weitere künftige Offenbarungen verwiesen.

Nach Auffassung der Bahai haben sich mit dem Kommen Baha'u'llahs die alt- und neutestamentarischen Verheißungen erfüllt. Die Lehren der Gottesoffenbarer stimmen in ihren Grundzügen überein. Baha'u'llah erfüllt sie mit neuem Leben und ergänzt sie durch solche, die der Stufe der bevorstehenden Reife der menschlichen Gesellschaft angemessen sind.

 




8) Wie werden die Bahai-Lehren verbreitet?

Die Bahai haben die Pflicht und das Vorrecht, die Lehre Baha'u'llahs weiterzutragen. Da es keinen Priesterstand gibt, verbreitet jeder Gläubige die Botschaft Baha'u'llahs gemäß seinen Fähigkeiten. Dabei ist Proselytenmacherei völlig ausgeschlossen, denn "die unabhängige, von Aberglauben und Tradition befreite Wahrheitssuche" (Shoghi Effendi) gehört zu den Grundprinzipien der Bahai-Religion.

Die Bahai informieren durch öffentliche Veranstaltungen und im privaten Gespräch, doch ob ein Mensch die Botschaft annimmt oder nicht, muss er völlig selbständig entscheiden.




Sitz des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, Haifa, Israel




9) Was sind die geistigen Grundlagen des Bahai-Lebens?

Gott zu erkennen, in seine Gegenwart zu gelangen und ihn zu lieben, ist das höchste Ziel des Menschen. Sein Wort, das wir in den Schriften Baha'u'llahs finden, ist die Kraftquelle, die uns hilft, geistige Eigenschaften - wie Eintracht, Vorurteilslosigkeit, Liebe, Wahrhaftigkeit, Demut, Gerechtigkeit - zu erwerben. Die Bahai-Schriften nennen uns auch das Rüstzeug zum geistigen Wachstum: das Gebet, Meditation, Studium der heiligen Schriften und Dienst an der Menschheit.

Beste Voraussetzung für die geistige Entwicklung des Einzelnen ist eine Gesellschaft, die Zusammenarbeit und Einheit unterstützt. Das bedeutet für den Bahai, dass er in der Bahai-Gemeinde - für ihn die Keimzelle der zukünftigen Weltgesellschaft - mitwirkt.






10) Was zeichnet die Bahai-Religion besonders aus?

Nach der Bahai-Religion gibt es nur einen Gott, und alle Religionen haben ihren Ursprung in Gott und sind Widerspiegelungen derselben Wahrheit. Sie sind vielfältig in ihrem Erscheinungsbild, aber gleich in ihrem Kern. Und wie Gott in der Vergangenheit immer wieder Boten zu den Menschen geschickt hat, so wird er auch in Zukunft durch seine Boten zu ihnen sprechen. Die fortschreitende Gottesoffenbarung, die Einheit aller Religionen, ist eine zentrale Glaubenslehre. Grundsätzlich neu in der Religionsgeschichte ist, dass der Stifter der Religion selbst die Rechtsordnung für seine Gemeinde vorgesehen hat.

Baha'u'llah hat die künftige Leitung der Bahai-Gemeinde in die Hände des Universalen Hauses der Gerechtigkeit gelegt. Ihre Gemeinschaftsordnung mit Strukturen auf örtlicher, nationaler und weltweiter Ebene, die nach dem Prinzip der Beratung arbeiten, bieten die Bahai als “Muster und Vorbild der künftigen Gesellschaftsordnung“ an. Sie sehen in ihr das tauglichste “Werkzeug für die Errichtung des »Größten Friedens«“. Shoghi Effendi









11) Wie sehen die Bahai die Zukunft?

Die Bahai glauben an eine sehr positive Zukunft der Menschheit. "Diese verderblichen Kriege werden vergehen und der Größte Friede wird kommen."
Baha'u'llah

"In diesem wunderbaren Zyklus aber wird die Erde verwandelt und die Welt der Menschheit mit Frieden und Schönheit geschmückt... Die Starken und die Schwachen, die Reichen und die Armen, die streitenden Sekten und die verfeindeten Nationen, die dem Wolf und dem Lamm... gleichen, werden in größter Liebe, Freundschaft, Gerechtigkeit und Unparteilichkeit zusammenwirken."Abdul-Baha

"Nationale Rivalität, Haß und Intrigen werden aufhören, Feindseligkeiten und Rassenvorurteile werden durch Freundschaft, Verständigung und Zusammenarbeit ersetzt werden. Die Ursachen religiöser Zwistigkeit werden für immer aus dem Wege geräumt werden; wirtschaftliche Schranken und Hindernisse werden völlig beseitigt, der maßlose Klassenunterschied verwischt werden... Ein Weltbundsystem, das die ganze Erde beherrscht und unanfechtbare Amtsgewalt über ihre unvorstellbar großen Hilfsquellen hat, ... dessen Leben von der allumfassenden Anerkennung eines Gottes und vom Gehorsam gegen eine gemeinsame Offenbarung getragen ist - dies ist das Ziel, dem die Menschheit, durch die vereinenden Lebenskräfte angetrieben, zustrebt." Shoghi Effendi