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Die vier Wege Erkenntnis zu erwerben

Die vier Wege Erkenntnis zu erwerben

Es gibt nur vier anerkannte Wege zur Einsicht, das heißt, die Wirklichkeit der Dinge wird durch diese vier Methoden verstanden.

Die erste Methode liegt in den Sinnen, das heißt, alles, was Auge, Ohr, Geschmack, Geruch und Tastgefühl wahrnehmen, wird durch diese Methode erkannt. Zur Zeit wird diese Methode von allen europäischen Gelehrten als die vollkommenste betrachtet. Sie sagen, das hauptsächliche Verfahren, Erkenntnis zu gewinnen, erfolge mittels der Sinne; sie halten es für das beste, obwohl es unvollkommen ist, denn es läßt Fehler zu. Zum Beispiel ist der wichtigste Sinn die Kraft des Gesichts. Das Auge sieht die Luftspiegelung als Wasser an und hält im Spiegel erscheinende Bilder für wirklich und existierend; große Körper erscheinen in der Entfernung klein, und ein sich schnell im Kreise drehender Punkt sieht wie ein Kreis aus. Das Auge glaubt, die Erde stehe still, und sieht die Sonne in Bewegung und täuscht sich in vielen ähnlichen Fällen. Wir können uns deshalb nicht darauf verlassen.

Die zweite Methode ist die des Verstandes; sie wurde von den alten Philosophen, den Säulen der Weisheit, angewandt und ist der Weg zum Verständnis. Mit dem Verstand wiesen sie Dinge nach und hielten sich streng an logische Beweise; alle ihre Argumente waren Verstandesbeweise. Trotzdem wichen sie weit voneinander ab, und ihre Ansichten widersprachen sich. Sie änderten sogar ihre Meinungen, das heißt, zwanzig Jahre lang belegten sie mit logischen Beweisen das Vorhandensein einer Sache, um es dann, ebenfalls mit logischen Beweisen, zu widerrufen. Selbst Plato hat anfänglich die Unbeweglichkeit der Erde und die Bewegung der Sonne folgerichtig nachgewiesen; später bezeugte er mit konsequenter Beweisführung, daß die Sonne der ruhende Mittelpunkt ist und die Erde sich bewegt. Und noch später verbreitete sich die ptolemäische Lehre, und Platos Idee wurde völlig vergessen, bis sie schließlich ein neuer Beobachter wieder ins Leben rief. So standen alle Mathematiker in Widerspruch, obwohl sie sich auf Verstandesbeweise verließen. Auf diese Weise bewiesen sie zu einer bestimmten Zeit ein Problem mit logischen Argumenten, um es später mit Beweisen der gleichen Art zu widerrufen. So hielt ein Philosoph eine Zeitlang eine Theorie mit starken Argumenten und Beweisen standhaft aufrecht, bis er sie später zurückzog und mit Verstandesbeweisen widerlegte. Es ist darum offenkundig, daß die Methode des Verstandes nicht vollkommen ist; denn die Widersprüche der alten Philosophen, der Mangel an Beständigkeit und der Wechsel ihrer Ansichten beweisen dies. Denn wenn sie vollkommen wäre, müßten alle in ihren Ideen eins sein und in ihren Meinungen übereinstimmen.

Die dritte Methode des Verstehens liegt in der Tradition, das heißt in der Überlieferung durch den Wortlaut der Heiligen Schriften; denn man sagt: So und so sprach Gott im Alten und Neuen Testament. Aber auch diese Methode ist nicht vollkommen, weil die Überlieferungen durch den Verstand erfaßt werden. Da der Verstand selber dem Irrtum unterworfen ist, wie könnte man da sagen, daß er sich beider Auslegung der Bedeutung der Überlieferungen nicht irre, wo es doch möglich ist, daß er Fehler macht, und Gewißheit nicht erreicht werden kann. Dies ist die Methode der kirchlichen Führer; was sie aus dem Text der Bücher verstehen und begreifen, ist das, was ihr Verstand aus dem Wortlaut erfaßt, nicht aber unbedingt die Wahrheit. Denn der Verstand gleicht einer Waage, und die Bedeutung, die im Text der heiligen Bücher enthalten ist, gleicht dem Gewogenen. Wenn die Waage ungenau ist, wie kann das Gewicht festgestellt werden?

Denn wisse, alles, was in den Händen der Menschen liegt, und alles, was sie glauben, ist dem Irrtum unterworfen. Wenn wir etwas beweisen oder widerlegen wollen und der Beweis durch das Zeugnis unserer Sinne erbracht wird, so ist diese Methode, wie wohl klar geworden ist, nicht vollkommen; dasselbe gilt für verstandesmäßige Beweise, und sie sind auch dann nicht vollkommen, wenn sie aus der Überlieferung kommen. Somit gibt es in den Händen der Menschen keinen Maßstab, auf den sie sich verlassen können.

Aber die Gnade des Heiligen Geistes verleiht die wahre Methode der Erkenntnis, die unfehlbar ist und nicht angezweifelt werden kann. Sie kommt durch die Hilfe des Heiligen Geistes, der dem Menschen erscheint, und ist die einzige Stufe, auf der Gewißheit erlangt werden kann.

aus Abdu'l-Baha, Beantwortete Fragen

 

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