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Die Aufhebung der Vorurteile - Fünftes Prinzip

Paris, Avenue de Camoens 4, 13. November 1911

Vorurteile

Alle Vorurteile, mögen sie solche der Religion, der Rasse, der Politik oder der Nation sein, müssen fallen, denn diese Vorurteile haben die Krankheit der Welt verursacht. Es ist eine schwere Krankheit, die, wenn ihr nicht Einhalt geboten wird, die ganze menschliche Rasse vernichten kann. Alle verderblichen Kriege mit ihrem furchtbaren Blutvergießen und Elend, wurden durch eines oder das andere dieser Vorurteile hervorgerufen.

Die traurigen Kriege, die sich in diesen Tagen ereignen, werden durch den fanatischen religiösen Haß der Menschen untereinander oder durch die Vorurteile der Rasse oder Farbe hervorgerufen.

Ehe nicht alle diese durch Vorurteile errichteten Schranken hinweggefegt sind, ist die Menschheit nicht in der Lage, Frieden zu halten. Darum sagte Baha'u'llah: „Diese Vorurteile wirken zerstörend auf die Menschheit.“

Denkt einmal über das Vorurteil der Religionen nach: Schauet euch die Nationen der sogenannten frommen Völker an. Wurden sie wirklich Gott verehren, so würden sie Seinem Gesetz gehorchen, das ihnen untersagt, einander zu töten.

Würden die Priester der Religionen wirklich den Gott der Liebe verehren und dem göttlichen Lichte dienen, so würden sie ihre Anhänger lehren, das Hauptgebot zu befolgen, das heißt, „mit allen Menschen in Liebe und Barmherzigkeit zu verkehren“. Doch wir begegnen dem Gegenteil, denn oft sind es die Priester, die die Nationen zum Kampf ermuntern. Der religiöse Haß ist immer der grausamste.

Alle Religionen lehren, daß wir einander lieben und unsere eigenen Fehler herausfinden sollten, bevor wir uns erkühnen, die Fehler anderer zu verdammen, und daß wir uns nicht über unseren Nächsten erheben dürfen. Wir müssen auf der Hut sein, uns nicht zu erhöhen um nicht erniedrigt zu werden.

Wer sind wir, daß wir richten sollten? Wie können wir wissen, welcher Mensch vor Gott der rechtschaffenste ist? Gottes Gedanken gleichen nicht unseren Gedanken. Wie viele Menschen, die den Freunden wie Heilige schienen, sind in die tiefste Erniedrigung gefallen. Denket an Judas Ischariot. Er fing gut an, doch erinnert euch seines Endes. Paulus, der Apostel, hingegen, war in seinem früheren Leben ein Gegner Christi und wurde später sein getreuester Diener. Wie können wir uns dann wohl selber schmeicheln und andere niedrig schätzen?

Lasset uns darum demütig und ohne Vorurteile sein und die Wohlfahrt der anderen vor unsere eigene stellen. Lasset uns niemals sagen: „Ich bin ein Gläubiger, der aber ist ein Ungläubiger.“ „Ich bin Gott nahe, der aber ist ausgestoßen.“ Wir können niemals wissen, welches das endgültige Urteil sein wird Darum lasset uns allen helfen, die irgendwie Beistand brauchen.

Lasset uns die Unwissenden lehren und uns dem kleinen Kinde widmen, bis es reif ist. Finden wir einen Menschen der in den Tiefen des Elends und der Sünde versunken ist, so müssen wir gut zu ihm sein, ihn bei der Hand nehmen und ihm helfen, daß er wieder Boden unter den Füßen findet und seine Kräfte zurückgewinnt. Wir müssen ihn mit Liebe und Zartheit leiten und ihn als Freund und nicht als Feind behandeln.

Wir haben kein Recht, auf irgendeinen unserer Mitvergänglichen als böse herabzuschauen.

Was das Rassenvorurteil anbetrifft, so ist es eine Täuschung, reiner, bloßer Aberglaube, hat Gott doch uns alle aus einer Rasse erschaffen. Im Anfang gab es keine Unterschiede, denn wir stammen alle von Adam ab. Es gab also im Anfang keine Schranken und Grenzen zwischen den verschiedenen Ländern. Kein Teil der Erde gehörte dem einen Volke mehr als dem anderen. Im Angesicht Gottes ist kein Unterschied zwischen den verschiedenen Rassen. Warum sollte der Mensch ein solches Vorurteil erfinden? Wie können wir einen Krieg unterstützen, dessen Ursache eine Einbildung war?

Gott hat die Menschen nicht erschaffen, damit sie einander vernichten. Alle Rassen, Stämme, Sekten und Klassen haben gleichen Anteil an der Güte ihres himmlischen Vaters.

Der einzige Unterschied liegt im Ausmaß ihrer Treue, ihres Gehorsams gegenüber den Gesetzen Gottes. Einige sind wie brennende Fackeln, andere wie Sterne, die am Himmel der Menschheit leuchten. Die Freunde der Menschheit sind die hochstehenden Menschen, gleichviel welcher Nation, welchem Bekenntnis und welcher Farbe sie angehören mögen, denn sie sind es, zu denen Gott die gesegneten Worte sprechen wird: „Wohlgetan, meine guten und getreuen Knechte!“ An jenem Tage wird er nicht fragen: „Bist du Engländer, Franzose oder vielleicht Perser? Kommst du vom Osten oder vom Westen?“

Die einzige wirkliche Unterscheidung ist diese: Es gibt himmlische und irdische Menschen, aufopferungsvolle Diener der Menschheit in der Liebe des Höchsten, die Harmonie und Einigkeit bringen, indem sie die Menschen Frieden und guten Willen lehren. Auf der anderen Seite stehen jene selbstischen Menschen, Bruderhasser, in deren Herzen Vorurteil statt liebender Güte ist und deren Einfluß Uneinigkeit und Streit hervorruft.

Welcher Rasse oder Farbe gehören diese beiden Teile der Menschheit an, der weißen, gelben, schwarzen, dem Osten oder dem Westen, dem Norden oder dem Süden? Wenn das die Unterscheidungen Gottes sind, warum dann sollten wir andere erfinden? Das politische Vorurteil ist ebenso verderblich. Es ist eine der größten Ursachen bitteren Streites unter den Menschenkindern. Es gibt Menschen, die sich freuen, wenn sie Zwietracht stiften, die sich dauernd bemühen, ihr Land in den Krieg mit anderen Nationen zu hetzen. Und warum? Sie vermeinen, ihrem eigenen Land zum Nachteil aller übrigen einen Vorteil zu verschaffen. Sie entsenden Heere, um das Land zu erschöpfen und zu zerstören, um in der Welt berühmt zu werden, und aus Freude am Erobern, damit gesagt werden kann: „Solch ein Land hat ein anderes vernichtet und es seiner stärkeren, überlegeneren Herrschaft unterworfen.“ Dieser Sieg, der um den Preis von vielem Blutvergießen errungen wurde, hat keine Dauer. Eines Tages wird der Sieger besiegt sein, und der Besiegte siegen. Erinnert euch der verflossenen Geschichte: War Frankreich nicht mehr als einmal über Deutschland siegreich, und hat die deutsche Nation nicht später Frankreich überwunden?

Wir hören auch, daß Frankreich über England siegte, und die englische Nation dann siegreich über Frankreich war.

Derartige glänzende Eroberungen sind so vergänglich. Warum mißt man ihnen und ihrem Ruhm eine solche Bedeutung bei, daß man bereit ist, das Blut des Volkes für ihre Erreichung zu vergießen? Ist irgendein Sieg die unvermeidliche Kette von Trübsalen wert, die auf den Menschenmord folgt, den Kummer, die Sorge und den Zusammenbruch, die über so viele Heime der beiden Nationen kommen müssen? Denn es ist nicht möglich, daß nur ein Land leide.

Ach, warum will der Mensch, das ungehorsame Kind Gottes, das ein Beispiel für die Macht des geistigen Gesetzes sein soll, sein Angesicht hinwegwenden von der göttlichen Lehre und seine ganze Anstrengung der Vernichtung und dein Kriege widmen?

Meine Hoffnung ist, daß das göttliche Licht der Liebe seinen Glanz in diesem erleuchteten Jahrhundert über die ganze Welt verbreiten und bei jedem Menschen die Einsicht seines empfänglichen Herzens ansprechen möge, daß das Licht der Sonne der Wahrheit die Politiker dahin leite, alles Verlangen nach Vorurteilen und Aberglauben hinwegzutun und mit befreiten sinnen Gottes Politik zu befolgen: denn göttliche Politik ist mächtig, die Politik der Menschen hingegen schwächlich. Gott hat die ganze Welt erschaffen und verleiht einem jeden Geschöpf seine göttliche Güte.

Sind wir nicht Gottes Diener? Sollen wir versäumen, dem Beispiel unserer Meister nachzufolgen, und Seine Gebote unbeachtet lassen?

Ich bete darum, daß das Reich auf die Erde komme und der Glanz der himmlischen Sonne alles Dunkel zerteile.

aus Abdu'l Baha, Ansprachen in Paris

 

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