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Muhammad (Mohammed)

Mohammed

Nun zu Muhammad. Die Menschen in Europa und Amerika haben viele Geschichten über Muhammad gehört und halten sie für wahr, obwohl die Meinung der Erzähler oft durch Unwissenheit oder Haß getrübt war. Die meisten von ihnen waren christliche Priester. Auch ungebildete Anhänger des Islam haben unbegründete Überlieferungen über Muhammad verbreitet und vermeint, Ihn damit zu preisen.

So wurde Seine Mehrehe von unwissenden Muhammadanern zum Mittelpunkt ihrer Lobsprüche gemacht. Sie betrachteten sie als etwas Wunderbares und behaupteten, daß sie etwas Besonderes sei. Die meisten europäischen Geschichtsschreiber stützen sich auf die Aussagen jener Toren.

Zum Beispiel hat solch ein Törichter einem christlichen Priester erzählt: »Das Zeichen der Größe ist Tapferkeit und Blutvergießen; ein Gefährte Muhammads hat an einem Tage auf dem Schlachtfeld hundert Männern den Kopf abgeschlagen.« Daraus folgerte dieser Geistliche, daß das Töten als Mittel angesehen wird, seinen Glauben an Muhammad zu beweisen, was reine Einbildung ist. Die militärischen Unternehmungen Muhammads waren im Gegenteil immer Verteidigungskriege. Ein Beweis hierfür ist, daß während dreizehn Jahren in Mekka Er und Seine Jünger die heftigsten Verfolgungen erduldeten. Sie waren in dieser Zeit das Ziel für die Pfeile des Hasses. Einige Seiner Gefährten wurden getötet und ihres Vermögens beraubt, andere flohen in fremde Länder. Muhammad Selbst floh mitten in der Nacht nach Medina, nachdem die Quraischiten¹, die Ihn bis zum äußersten verfolgt hatten, entschlossen waren, Ihn zu ermorden. Jedoch auch dann ließen Seine Feinde nicht ab, sondern verfolgten Ihn bis nach Medina und Seine Jünger sogar bis Abessinien.

¹ Ein arabischer Stamm, der z.Z. Muhammads in Mekka seinen Wohnsitz hatte und dem auch der Offenbarer angehörte.

Diese arabischen Stämme standen auf der tiefsten Stufe der Barbarei und Rohheit. Mit ihnen verglichen, waren die Wilden und die unzivilisierten Indianer Amerikas entwickelt wie ein Platon. Denn die amerikanischen Wilden begruben nicht ihre Kinder lebendig, wie es diese Araber mit ihren Töchtern taten, wobei sie noch wie auf eine edle Tat stolz darauf waren¹. So sagten viele Männer drohend zu ihren Frauen: »Wenn du eine Tochter zur Welt bringst, töte ich dich.« Selbst bis auf den heutigen Tag bedauern es die Araber, wenn ihnen ein Mädchen geboren wird. Ferner, wenn ein Mann wollte, konnte er sich tausend Frauen nehmen, und die meisten Männer hatten über zehn Frauen in ihrem Haushalt. Wenn diese Stämme Krieg machten, nahm der siegreiche die Frauen und Kinder des unterworfenen Stammes gefangen und behandelte sie wie Sklaven.

¹ Die Baní-Tamín, einer der wildesten arabischen Stämme, übten diese grausame Sitte aus.

Starb ein Mann, der zehn Frauen gehabt hatte, nahmen die Söhne Besitz von ihren gegenseitigen Müttern. Und wenn ein Sohn seinen Mantel über eine Frau seines Vaters geworfen und ausgerufen hatte »Diese Frau ist mein gesetzliches Eigentum«, wurde die unglückliche Frau sofort seine Gefangene und Sklavin. Er konnte mit ihr anfangen, was er wollte. Er konnte sie töten, in einer Grube gefangen halten oder sie schlagen, verwünschen und mißhandeln, bis der Tod sie erlöste. Nach arabischem Brauch war er ihr Herr. Augenscheinlich müssen Bosheit, Eifersucht, Haß und Feindschaft zwischen den Frauen und Kindern eines Haushalts geherrscht haben, und es ist deshalb nicht nötig, sich weiter über diesen Gegenstand auszulassen. Bedenke noch einmal, wie die Stellung und das Leben dieser unterdrückten Frauen waren! Darüber hinaus lebten diese arabischen Stämme von Plünderung und Raub, so daß sie dauernd durch Kampf und Krieg in Anspruch genommen waren, einander töteten, Hab und Gut gegenseitig plünderten und verwüsteten, Frauen und Kinder gefangennahmen und an Fremde verkauften. Wie oft geschah es, daß Töchter und Söhne eines Fürsten, die ihre Tage zu Nächten der Gefallsucht und des größten Luxus gemacht hatten, ihre Nächte in Morgen schrecklicher Schmach, Armut und Gefangenschaft verwandelt sahen¹. Gestern waren sie Fürsten gewesen, heute Gefangene; gestern große Damen, heute Sklavinnen.

¹ Im Persischen: » ... eines Fürsten den Tag in Anmut und Reichtum verbrachten, der nächste Morgen aber brachte ihnen schreckliche Schmach ...«

Unter diesen Stämmen war Muhammad groß geworden. Nachdem Er dreizehn Jahre der Verfolgung durch sie ausgehalten hatte, floh Er¹. Aber diese Menschen hörten nicht mit der Bedrückung auf. Sie vereinigten sich, um Ihn und alle Seine Anhänger auszurotten. Unter solchen Umständen war Muhammad gezwungen, zu den Waffen zu greifen. Das ist die Wahrheit. Wir sind persönlich nicht blindgläubig und wollen Ihn auch nicht in Schutz nehmen, aber wir sind gerecht und sagen, was richtig ist. Betrachte es in Gerechtigkeit. Wenn Christus Selbst unter derartigen Umständen zu solch tyrannischen und barbarischen Stämmen gesandt worden wäre, und wenn Er dreizehn Jahre lang in Geduld mit Seinen Jüngern alle diese Prüfungen ertragen hätte, die in der Flucht aus Seiner Heimat gipfelten - wenn diese gesetzlosen Stämme Ihn weiterhin verfolgt hätten, um die Männer zu töten, Hab und Gut zu plündern und Frauen und Kinder gefangenzunehmen, wie hätte Sich Christus ihnen gegenüber verhalten? Hätte diese Unterdrückung Ihm allein gegolten, hätte Er ihnen verziehen, was im höchsten Maß anerkennenswert gewesen wäre. Aber wenn Er gesehen hätte, daß diese grausamen und blutdürstigen Mörder die Unterdrückten quälen, überfallen und töten und die Frauen und Kinder gefangennehmen, so würde Er sie zweifellos beschützt und Sich der Bedrücker erwehrt haben. Was kann man demnach Muhammad vorwerfen? Etwa, daß Er Sich nicht mit Seinen Gefährten, ihren Frauen und Kindern den gottlosen Stämmen unterwarf? Diese Volksstämme von ihrem Blutdurst zu heilen, war höchste Güte, und Zwang und Widerstand gegen sie die reinste Gnade. Sie glichen einem Menschen, der einen Giftbecher in der Hand hält und gerne daraus trinken will, dem aber ein Freund den Becher aus der Hand schlägt und so das Leben rettet. Wenn Christus in dieser Lage gewesen wäre, hätte Er bestimmt mit siegreicher Macht die Männer, Frauen und Kinder aus den Krallen dieser blutdürstigen Wölfe befreit.

¹ nach Medina

Muhammad hat nie die Christen bekämpft, sondern große Rücksichten auf sie genommen und ihnen volle Freiheit gelassen. In Najrán lebte eine Christengemeinde, die Seiner Sorge und Führung unterstand. Er sagte: »Jeder, der ihre Rechte mißachtet, ist Mein Feind, und Ich werde bei Gott Klage gegen ihn erheben.« Die Verordnungen, die darüber niedergeschrieben wurden, drücken dies ganz klar aus: »Leben, Gut und Gesetze der Christen und Juden stehen unter dem Schutze Gottes. Wenn ein Muslim eine christliche Frau heiratet, so darf er sie nicht daran hindern, in die Kirche zu gehen, und darf sie nicht zwingen, den Schleier zu tragen; wenn sie stirbt, soll er ihr Begräbnis einem christlichen Priester überlassen. Wenn die Christen eine Kirche bauen wollen, sollen die Muhammadaner ihnen helfen. Wenn die Muhammadaner gegen ihre Feinde Krieg führen, sollen die Christen vom Kriegsdienst befreit sein, außer wenn es ihr eigener Wunsch ist, daran teilzunehmen, um dem Islam zu helfen. Als Gegenleistung für dieses Privileg sollen sie jährlich eine kleine Summe bezahlen.« Kurz gesagt, es gibt sieben ausführliche Edikte zu dieser Frage, von denen einige bis heute in Jerusalem aufbewahrt sind. So ist der wahre Sachverhalt, und nicht ich allein sage dies. Der Erlaß des zweiten Kalifats¹ befindet sich noch heute in der Obhut des orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, und es kann kein Zweifel darüber bestehen².

¹ 'Umar
² Vgl. das Buch von Jurji Zaydan »Umayyads and Abbasids«, übersetzt von D.S. Margoliouth (engl.)

Dennoch entstanden mit der Zeit zwischen den Muhammadanern und den Christen Haß und Feindschaft, weil beide ihre Rechte überschritten. Unabhängig von dieser Tatsache sind alle die Erzählungen der Muhammadaner, Christen und anderer einfach Erdichtungen, die ihren Ursprung in Fanatismus oder Unwissenheit haben, außer wenn sie aus Feindschaft entstanden sind.

Zum Beispiel sagen die Muhammadaner, daß Muhammad den Mond gespalten habe und dieser auf den Berg bei Mekka gefallen sei. Sie glauben, daß der Mond ein kleiner Körper sei, den Muhammad in zwei Teile zerschlagen und von dem Er einen Teil auf diesen Berg und den anderen auf jenen geworfen habe.

Solche Geschichten entstanden aus reinem Fanatismus. Auch die mündlichen Überlieferungen der Geistlichen und die Vorfälle, die sie tadeln, sind alle übertrieben oder ganz ohne Grundlage.

Kurz gesagt: Muhammad erschien in der Wüste Hijáz, auf der arabischen Halbinsel, einer trostlosen, unfruchtbaren, sandigen und spärlich bevölkerten Einöde. Einige Orte, wie Mekka und Medina, sind übermäßig heiß. Die Bewohner sind Nomaden mit den Sitten und Gebräuchen der Wüstenbewohner und bar jedes Wissens und jeder Bildung. Muhammad Selbst war ungelehrt, und der Qur'án war ursprünglich auf Schafschulterknochen und Palmblätter geschrieben. Aus diesen Hinweisen kann man die Lage des Volkes, zu dem Er gesandt worden ist, ermessen. Die erste Frage, die Er ihnen stellte, war: »Warum nehmt ihr nicht das Alte Testament¹ und die Evangelien an, und warum glaubt ihr nicht an Christus und Moses?« Diese Worte kamen sie hart an, und sie erwiderten: »Unsere Vorfahren haben doch auch nicht an das Alte Testament und die Evangelien geglaubt - wie kam das?« Er antwortete ihnen: »Sie waren Verirrte, ihr müßt euch von Menschen, die nicht an das Alte Testament und die Evangelien glauben, lossagen, selbst wenn diese eure Väter und Ahnen waren.«

¹ Wörtlich: Pentateuch

In einem solchen Land und unter so wilden Stämmen brachte ein ungelehrter Mann ein Buch hervor, in dem Er in vollkommenem und ausdrucksvollem Stil die göttlichen Eigenschaften und Vollkommenheiten, die Prophetenschaft der Gottesgesandten, die göttlichen Gesetze und wissenschaftlichen Tatsachen erklärte.

So weißt du, daß vor den Entdeckungen der neueren Zeit, also von den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung bis zum fünfzehnten Jahrhundert, alle Gelehrten der Welt sich in ihrer Meinung über die zentrale Stellung der Erde und die Bewegung der Sonne um die Erde einig waren. Erst jener bahnbrechende Astronom¹ legte den Grund zu einer neuen Theorie, durch die die Bewegung der Erde und die Unbeweglichkeit der Sonne entdeckt wurden. Bis dahin hatten alle Astronomen und Philosophen der Welt an den ptolemäischen Lehrsatz geglaubt, und jeder, der ein Wort gegen diese Regel gesagt hätte, wäre für unwissend gehalten worden.

¹ Kopernikus 1473-1543

Obwohl Pythagoras¹, und Platon während der letzten Zeit seines Lebens, sich die Theorie zu eigen machten, daß die jährliche Bewegung der Sonne durch den Tierkreis nicht von der Sonne, sondern von der Bewegung der Erde um die Sonne herrühre, geriet diese Auffassung völlig in Vergessenheit, und das ptolemäische System stand für alle Mathematiker fest. Im Qur'án aber sind Verse geoffenbart, die der Theorie des ptolemäischen Systems widersprechen. Einer von ihnen lautet: »Die Sonne bewegt sich an einem feststehenden Ort.«² Dies zeigt das Feststehen der Sonne und ihre Bewegung um eine Achse. Und an anderer Stelle: »Und jeder Stern bewegt sich in seinem eigenen Himmelskreis.«³ Damit ist die Bewegung von Sonne und Mond, von der Erde und den anderen Himmelskörpern klar beschrieben. Als der Qur'án erschien, verspotteten alle Mathematiker diese Sprüche, die sie für Dummheit hielten. Sogar die Muhammadanischen Gelehrten waren gezwungen, diese Verse als unerklärbar abzutun, als sie sahen, daß sie dem anerkannten ptolemäischen System widersprachen.

¹ Pythagoras, griechischer Philosoph, starb angeblich 497/497 v.Chr.
² Qur'án, Súrih 36:38 ³ Súrih 36:40

Es war nicht vor dem sechzehnten Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung, beinahe neunhundert Jahre nach Muhammad, daß ein berühmter Astronom¹ mit Hilfe des von ihm erfundenen Fernrohrs neue Beobachtungen und wichtige Entdeckungen machte. Die Bewegung der Erde, das Feststehen der Sonne und auch ihre Drehung um eine Achse wurden entdeckt. So ist es klar, daß die Verse des Qur'án den Tatsachen entsprechen und daß das ptolemäische System auf einem Irrtum beruhte.

¹ Galilei 1564-1642

Kurz, viele orientalische Völker wurden dreizehn Jahrhunderte lang im Schutze der Religion Muhammads erzogen. Im Mittelalter, als Europa auf der tiefsten Stufe der Barbarei stand, waren die arabischen Völker in den Geisteswissenschaften, in Mathematik, Kultur, politischer Ordnung und anderen Wissenschaften allen anderen Völkern der Erde überlegen. Die bewegende Kraft und der Erzieher dieser Nomadenstämme, der Begründer von Kultur und menschlicher Vervollkommnung unter diesen verschiedenen Volksstämmen war ein ungelehrter Mann, Muhammad. War dieser erhabene Mann ein vollkommener Erzieher oder nicht? Laßt unser Urteil gerecht sein.

aus Abdu'l-Baha, Beantwortete Fragen

 

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