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Das Hervorgehen des menschlichen Geistes aus Gott

Das Hervorgehen des menschlichen Geistes aus Gott

Frage: In der Bibel heißt es, daß Gott den Geist in den Körper des Menschen eingehaucht habe. Was ist die Bedeutung dieses Verses?

Antwort: Wisse, daß es zwei Arten des Hervorgehens¹ gibt: Das Hervorgehen und Erscheinen durch Emanation und das Hervorgehen und Erscheinen durch Manifestation. Das Hervorgehen durch Emanation gleicht dem Hervorkommen der Handlung vom Handelnden, der Schrift vom Schreiber. Die Schrift emaniert also aus dem Schreiber, die Rede aus dem Redner, und in gleicher Weise emaniert der Menschengeist aus Gott. Es ist nicht so, daß er aus Gott austritt - das heißt, kein Teil hat sich von der göttlichen Wirklichkeit gelöst, um in den menschlichen Körper einzugehen. Nein, wie die Rede aus dem Redner emaniert, so erscheint der Geist im Körper des Menschen.

¹ Wörtlich: Abhängigkeit

Das Hervorgehen durch Manifestation dagegen¹ ist die Offenbarung der Wirklichkeit eines Dinges in anderen Formen, wie das Hervorkommen dieses Baumes aus dem Samen des Baumes, oder das Entstehen der Blume aus dem Samen der Blume; denn es ist der Same selbst, der in Form der Zweige, Blätter und Blumen erscheint. Dies wird das Hervorgehen durch Manifestation¹ genannt. Der Menschengeist ist mit Beziehung auf Gott abhängig durch Emanation, so wie die Rede aus dem Redner und die Schrift aus dem Schreiber hervorgehen, das heißt, der Redner wird nicht selbst zur Rede und der Schreiber zur Schrift, sondern sie gehen vielmehr durch Emanation hervor. Der Redner behält seine vollständige Fähigkeit und Kraft, und die Rede emaniert aus ihm wie die Tat vom Täter. Der wahre Redner, das Wesen der Einheit, bleibt immer auf der einen Stufe, die sich weder ändert noch wechselt, weder Wandlung noch Änderung unterworfen ist. Er ist der Ewige, der Unsterbliche. Darum geht der Menschengeist aus Gott durch Emanation hervor. Wenn es in der Bibel heißt, daß Gott dem Menschen Seinen Geist eingehaucht habe, so emaniert dieser Geist, der Rede gleich, aus dem wahren Redner und tritt in der Wirklichkeit des Menschen in Kraft.

¹ Im Sinne des Austritts.

Das Hervorgehen durch Manifestation aber, im Sinne der göttlichen Widerspiegelung und nicht als Aufspaltung in Teile verstanden, bedeutet, wie Wir schon sagten, das Hervorgehen und Erscheinen des Heiligen Geistes und des Wortes, das von Gott ist. Wie es im Johannesevangelium heißt: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott«; der Heilige Geist und das Wort sind also die Erscheinungen Gottes. Geist und Wort bedeuten die göttlichen Vollkommenheiten, die in der Wirklichkeit Christi erschienen, und diese Vollkommenheiten waren bei Gott; dies ist so wie die Sonne, die ihre ganze Herrlichkeit im Spiegel offenbart. Denn das Wort bedeutet nicht den Körper Christi, sondern die göttlichen Vollkommenheiten, die in Ihm offenbar wurden. Christus war wie ein reiner Spiegel, der der Sonne der Wahrheit zugekehrt war, und die Vollkommenheiten der Sonne der Wahrheit, das heißt ihr Licht und ihre Wärme, erschienen und zeigten sich in diesem Spiegel. Wenn wir in den Spiegel blicken, sehen wir die Sonne und sagen, es ist die Sonne. Darum sind das Wort und der Heilige Geist, die die Vollkommenheiten Gottes bedeuten, göttliche Erscheinung. Das ist die Bedeutung des Verses im Evangelium: »Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort«; denn die göttlichen Vollkommenheiten sind vom Wesen der Einheit nicht verschieden. Die Vollkommenheiten Christi werden das Wort genannt, weil alle Geschöpfe im Zustand von Buchstaben sind und ein einzelner Buchstabe keine volle Bedeutung hat, während die Vollkommenheiten Christi die Macht des Wortes haben, weil aus einem Wort eine vollständige Bedeutung gefolgert werden kann. Da die Wirklichkeit Christi die Offenbarung der göttlichen Vollkommenheiten war, war sie wie das Wort. Und warum? Weil Er der Inbegriff vollkommener Bedeutungen war. Darum wird Er das Wort genannt.

Und wisse, daß das Hervorgehen des Wortes und des Heiligen Geistes aus Gott, das das Hervorgehen und Erscheinen der Offenbarung ist, nicht so verstanden werden darf, als ob sich die Wirklichkeit Gottes in Teile aufgespalten habe oder zu einer Mehrzahl geworden wäre oder gar von den Höhen der Heiligkeit und Reinheit herabgestiegen wäre. Gott behüte! Wenn ein reiner, klarer Spiegel der Sonne zugewandt ist, werden das Licht und die Wärme, die Gestalt und das Bild der Sonne mit solcher Offenbarung in ihm erstrahlen, daß es wahr ist, wenn ein Betrachter von der Sonne, die im Spiegel erscheint und strahlt, sagt: »Das ist die Sonne.« Trotzdem bleibt der Spiegel ein Spiegel und die Sonne die Sonne. Die eine Sonne, selbst wenn sie in zahlreichen Spiegeln erscheint, ist `eine`. Diese Stufe ist weder ein Wohnen noch ein Eingehen, weder ein Sichvermischen noch ein Herabsteigen; denn Eingehen, Wohnen, Herabsteigen, Ausgehen und Sichvermischen sind Notwendigkeiten und Eigentümlichkeiten des Körpers, nicht des Geistes; wieviel weniger also gehören sie zur geheiligten und reinen Wirklichkeit Gottes. Gott ist frei von allem, was nicht Seiner Reinheit und Seiner erhabenen und majestätischen Heiligkeit entspricht.

Die Sonne der Wahrheit bleibt, wie Wir schon sagten, immer auf der einen Stufe; sie kennt keinen Wechsel, keine Änderung, keine Umformung, keine Wandlung. Sie ist immerwährend und ewig. Aber die heilige Wirklichkeit des Wortes Gottes ist auf der Stufe des reinen, klaren und glänzenden Spiegels; die Wärme, das Licht, das Bild und Gleichnis, das heißt die Vollkommenheiten der Sonne der Wahrheit, erscheinen in ihm. Darum sagte Christus im Evangelium: »Der Vater ist im Sohn«, das heißt, die Sonne der Wahrheit erscheint im Spiegel. Preis sei dem Einen, Der auf diese heilige Wirklichkeit schien, die geheiligt ist unter den Geschöpfen!

aus Abdu'l-Baha, Beantwortete Fragen

 

 

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