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Körper, Seele und Geist

Avenue de Camoens 4, Paris , Freitagmorgen, den 17. November 1911

Körper, Seele und Geist

In der Menschenwelt gibt es drei Stufen: die des Körpers, die der Seele und die des Geistes.

Der Körper ist die physische oder tierische Stufe des Menschen. Vom Gesichtspunkt des Körpers aus betrachtet, hat der Mensch am Tierreich teil. Die Körper der Menschen und der Tiere bestehen gleichermaßen aus Grundstoffen, die durch das Gesetz der Anziehung zusammengehalten werden.

Gleich dem Tier besitzt der Mensch die Fähigkeit der Sinne. Er ist Hitze, Kälte, Hunger, Durst und so weiter unterworfen. Ungleich dem Tier jedoch hat der Mensch eine mit Vernunft begabte Seele, die menschliche Intelligenz.

Diese Intelligenz des Menschen ist der Mittler zwischen seinem Körper und seinem Geiste.

Wenn der Mensch durch seine Seele dem Geist gestattet, seinen Verstand zu erleuchten, dann umfaßt er die ganze Schöpfung. Da der Mensch der Gipfelpunkt all dessen ist, was voranging, und deshalb allen vorhergehenden Entwicklungen überlegen ist, schließt er in sich die ganze niedere Welt ein. Wenn der Mensch vom Geiste durch die Seele erleuchtet ist, so macht ihn seine strahlende Intelligenz zur Krone der Schöpfung.

Wenn der Mensch jedoch nicht Sinn und Herz den Segnungen des Geistes öffnet, sondern seine Seele der materiellen Seite, dem leiblichen Teil seines Wesens zukehrt, dann ist er von seinem hohen Platz herabgesunken und wird er geringer als die Bewohner des niedrigeren Tierreiches. In diesem Falle ist der Mensch in einem traurigen Zustand. Denn, wenn wir die geistigen Eigenschaften der Seele, die dem Odem des göttlichen Geistes offen sind, nie benutzen, schwinden sie, werden sie kraftlos und schließlich unbrauchbar, während die materiellen Eigenschaften der Seele, allein geübt, in furchtbarer Weise mächtig werden, und der unglückliche, mißleitete Mensch wird roher, ungerechter, gemeiner, grausamer, böswilliger als die niedrigeren Tiere. Wenn all sein Trachten und Begehren durch die niedrigere Seite seiner Seele Stärkung findet, wird er immer viehischer werden, bis nichts mehr in seinem Wesen dem des vergänglichen Tieres überlegen ist. Solche Menschen sinnen, Böses zu tun, zu schaden und zu zerstören. Sie ermangeln völlig des Geistes göttlichen Erbarmens, denn die himmlische Beschaffenheit der Seele ist dann unter die Herrschaft der materiellen Seite gekommen. Wenn dagegen die geistige Natur der Seele so gestärkt worden ist, daß sie die materielle bezwingt, dann nähert sich der Mensch dem Göttlichen. Sein Menschentum wird so veredelt, daß sich die Tugenden der himmlischen Gemeinschaft in ihm offenbaren. Er strahlt die Barmherzigkeit Gottes aus, er regt den geistigen Fortschritt der Menschheit an, denn er wird zu einer Lampe, die Licht auf ihren Weg ergießt.

Ihr seht, wie die Seele der Mittler zwischen dem Körper und dem Geist ist. Ebenso ist dieser Baum¹ der Mittler zwischen Saat und Früchten. Wenn die Frucht des Baumes zum Vorschein kommt und reif wird, wissen wir, daß der Baum vollkommen ist. Wenn der Baum nicht Früchte trüge, wäre er nur ein nutzloses Gewächs, das keinen Zweck hat!

¹ Ein Orangenbäumchen auf einem nahen Tisch.

Wenn eine Seele das geistige Leben in sich trägt, dann bringt sie gute Früchte hervor und wird sie zu einem göttlichen Baume. Ich wollte, ihr versuchtet, dieses Beispiel zu verstehen. Ich hoffe, daß die unaussprechliche Güte Gottes euch so stärken wird, daß die himmlische Eigenschaft eurer Seele, die sie mit dem Geist verknüpft, für immer über die materielle Seite herrschen und die Sinne in solchem Maße beeinflussen wird, daß eure Seele sich den Vollkommenheiten des himmlischen Reiches nähert. Möchte euer Angesicht in unverwandtem Blick auf das göttliche Licht so strahlend werden, daß alle eure Gedanken, Worte und Handlungen in dem beherrschenden geistigen Glanze eurer Seelen leuchten, auf daß euer Leben in den Versammlungen der Welt Vollkommenheit erkennen lasse.

Das Leben mancher Menschen befaßt sich lediglich mit den Dingen dieser Welt. Ihr Sinn bewegt sich derart in äußeren Sitten und überkommenen Neigungen, daß sie für alle anderen Daseinsbereiche und die geistigen Bedeutungen der Dinge blind sind. Ihre Gedanken und Träume gelten irdischem Ruhm und materiellem Fortschritt. Sinnesfreuden und Behaglichkeit begrenzen ihren Blick. Ihr höchster Ehrgeiz kreist um weltlich gegebene und geartete Erfolge. Sie halten ihre niederen Neigungen nicht im Zaume, essen, trinken und schlafen. Gleich dem Tier beschränken sich ihre Gedanken auf das eigene körperliche Wohlergehen. Sicher müssen diese Bedürfnisse befriedigt werden. Das Leben ist eine Last, die wir tragen müssen, solange wir auf Erden sind, doch sollten wir den Sorgen um die niederen Lebensdinge nicht gestatten, daß sie allein über das menschliche Dichten und Trachten herrschen. Des Herzens Streben sollte sich zu einem herrlicheren Ziel erheben, die geistige Regsamkeit auf eine höhere Ebene steigen. Die Menschen sollten in ihrer Seele das Abbild himmlischer Vollkommenheit tragen und dort den unerschöpflichen Segnungen des göttlichen Geistes einen Ort bereiten.

Setzt euren Ehrgeiz auf die Vollendung einer himmlischen Zivilisation auf Erden! Ich bitte für euch um den höchsten Segen, damit euch die Lebenskraft des himmlischen Geistes so erfülle, daß ihr für die Welt zur Ursache des Lebens werdet.

aus Abdu'l Baha, Ansprachen in Paris

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