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Gott begreift alles in sich, Er selbst kann nicht begriffen werden

Freitagabend, 20. Oktober 1911

Gott begreift alles in sich, Er selbst kann nicht begriffen werden

Zahlreiche Zusammenkünfte finden täglich in Paris zu verschiedenen Zwecken statt, um Fragen der Politik, der Wirtschaft, der Erziehung, der Kunst, der Wissenschaft und manches andere zu erörtern.

Alle diese Zusammenkünfte sind gut, doch diese Versammlung hier hat sich zusammengefunden, um das Angesicht Gott zuzuwenden, zu lernen, wie man am besten das Wohl der Menschheit fördert, zu prüfen, wie sich Vorurteile überwinden lassen und wie man in die Menschenherzen den Samen der Liebe und der allgemeinen Bruderschaft zu säen vermag.

Gott billigt den Beweggrund unseres Zusammenkommens und gibt uns Seinen Segen.

Wir lesen im Alten Testament, daß Gott sprach: „Lasset Uns Menschen machen nach Unserem Bilde.“ In den Evangelien sagt Christus: „Ich bin im Vater und der Vater ist in Mir“ (Joh. XIV, 11). Im Koran spricht Mohammed: „Der Mensch ist Mein Geheimnis und Ich bin seines.“ Baha'u'llah schreibt, daß Gott gesagt hat: „Dein Herz ist Meine Heimstatt, reinige es für Mein Kommen.“ „Dein Geist ist Mein Ausblick, bereite ihn für Meine Offenbarung.“

Alle diese heiligen Worte zeigen uns, daß der Mensch nach Gottes Ebenbild gemacht ist, und doch ist das Wesen Gottes für den menschlichen Geist unfaßbar, denn das endliche Begreifen läßt sich nicht auf das unendliche Geheimnis übertragen. Gott begreift alles in Sich, Er Selbst kann nicht begriffen werden. Das Umfassende ist größer als das Umfaßte. Das Ganze ist größer als seine Teile.

Was vom Menschen begriffen wird, kann nicht außerhalb seines Begriffsvermögens liegen, und so ist es für das menschliche Herz unmöglich, das Wesen der Erhabenheit Gottes zu begreifen. Unsere Vorstellung kann sich nur das vergegenwärtigen, was sie hervorzubringen vermag.

Das Fassungsvermögen ist in den verschiedenen Reichen der Schöpfung gradweise verschieden. Die Reiche des Minerals, der Pflanze und des Tieres sind unfähig, irgendeine Schöpfung, die die eigene übersteigt, zu fassen. Das Mineral kann sich nicht in die Wachstumskraft der Pflanze hineindenken, der Baum weder die Bewegungskraft im Tier verstehen noch begreifen, was es bedeutet, sehen, hören oder riechen zu können. Das alles gehört der physischen Schöpfung an.

Auch der Mensch hat Teil an ihr, aber keines der niederen Reiche vermag zu fassen, was im Verstand des Menschen vorgeht. Das Tier kann sich das Begriffsvermögen eines menschlichen Wesens nicht vergegenwärtigen, es weiß nur um das, was es mit seinen tierischen Sinnen wahrnimmt, und kann sich nichts Abstraktes vorstellen. Ein Tier könnte nicht lernen, daß die Erde rund ist, daß sie sich um die Sonne bewegt, oder wie der elektrische Telegraph gebaut ist. Derartiges ist nur dem Menschen möglich. Der Mensch ist das höchste Werk der Schöpfung, dasjenige Geschöpf, das Gott am nächsten kommt.

Alle höheren Reiche sind für die niederen unfaßbar. Wie könnte dann wohl der Mensch den allmächtigen Schöpfer aller Dinge fassen?

Alle bestehenden Geschöpfe hängen von der göttlichen Großmut ab. Die göttliche Gnade spendet selber Leben. Wie das Licht der Sonne die ganze Welt erleuchtet, so ist die Gnade des unendlichen Gottes über alle Geschöpfe ausgegossen. Wie die Sonne die Früchte auf der Erde reifen läßt und allen Lebewesen Leben und Wärme gibt, so scheint die Sonne der Wahrheit auf alle Seelen, die sie mit dem Feuer göttlicher Liebe und Erkenntniskraft erfüllt.

Die Überlegenheit des Menschen über die übrige erschaffene Welt zeigt sich auch darin, daß der Mensch eine Seele hat, in der der göttliche Geist wohnt. Die Seelen der niederen Geschöpfe stehen ihrem Wesen nach tiefer.

Demnach ist zweifellos der Mensch unter allen Geschöpfen dem Wesen Gottes am nächsten, und darum fließt ihm auch die göttliche Gnadenfülle reicher zu.

Das Mineralreich hat die Kraft des Bestandes. Die Pflanze bat die Kraft des Bestandes und des Wachstums. Das Tier hat außer Bestand und Wachstum die Möglichkeit der freien Bewegung und die Wahrnehmungsfähigkeit der Sinne. Im Menschenreich finden wir alle Eigenschaften der niederen Welten und viele andere, die noch hinzukommen. Der Mensch ist die summe alles Erschaffenen vor ihm, weil er all das in sich schließt.

Dem Menschen ist die besondere Gabe der geistigen Fähigkeiten ,verliehen, durch die er einen größeren Anteil des göttlichen Lichtes zu empfangen vermag. Der vollkommene Mensch ist ein klargeschliffener Spiegel, der die Sonne der Wahrheit und die in ihr offenbarten Eigenschaften Gottes widerstrahlt.

Der Herr Christus sagte: „Wer Mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen“ - Gott, geoffenbart im Menschen.

Die Sonne verläßt ihren Platz am Himmel nicht und steigt auch nicht in den Spiegel hernieder, denn Auf- und Abstieg, Kommen und Gehen entsprechen nicht dem Unendlichen, sondern der Eigenart der endlichen Wesen. In der Manifestation Gottes, dem vollkommen geschliffenen Spiegel, erscheinen die Eigenschaften des Göttlichen in einer Form, die der Mensch begreifen kann.

Dies ist so einfach, daß es alle verstehen können, und was wir verstehen können, müssen wir notwendigerweise auch annehmen.

Unser Vater wird uns nicht für die Ablehnung von Dogmen verantwortlich machen, die wir weder zu glauben noch zu begreifen imstande sind, denn Er ist unendlich gerecht zu seinen Kindern.

Dieses Beispiel ist jedenfalls so logisch, daß es leicht von jedem Verstand begriffen werden kann, der ihm seine Aufmerksamkeit zu schenken bereit ist.

Möge jeder von euch zu einer strahlenden Lampe werden, deren Flamme die Liebe Gottes ist! Mögen eure Herzen mit dem Glanz der Einigkeit brennen und eure Augen mit dem Strahl der Sonne der Wahrheit leuchten!

Paris ist eine sehr schöne Stadt. In der gegenwärtigen Welt kann keine zivilisiertere und mit allen materiellen Errungenschaften besser ausgestattete Stadt gefunden werden. Aber das geistige Licht hat schon lange nicht mehr auf sie herabgeschienen: ihr geistiger Fortschritt ist weit hinter dem ihrer materiellen Zivilisation zurückgeblieben. Eine höchste Macht ist nötig, um sie zur Wirklichkeit geistiger Wahrheit zu erwecken, um den Hauch des Lebens in ihre schlafende Seele einzublasen. Ihr müßt euch alle zusammenschließen, um sie aufzuwecken, um die Menschen darin durch den Beistand jener höchsten Kraft ins Leben zurückzurufen.

Wenn es sich um eine leichte Erkrankung handelt, genügt eine schwache Arznei, um sie zu heilen, doch wenn die leichte Krankheit zu einer schrecklichen Not wird, dann muß der göttliche Heiler ein sehr starkes Heilmittel verwenden. Manche Bäume bringen Blüten und Früchte in kühlem Klima, andere benötigen die heißesten Sonnenstrahlen, um voll auszureifen. Paris ist einer von den Bäumen, die zur geistigen Entfaltung eine große flammende Sonne himmlischer Macht Gottes brauchen.

Ich bitte euch alle, jeden einzelnen von euch, dem Lichte der Wahrheit in den Heiligen Lehren wohl zu folgen, und Gott wird euch durch seinen Heiligen Geist mit Kraft erfüllen, so daß ihr fähig werdet, die Schwierigkeiten zu überwinden und die Vorurteile zu zerstören, die zu Spaltung und Haß unter den Menschen führen. Laßt eure Herzen mit der großen Liebe Gottes erfüllt sein, laßt es alle fühlen, denn jeder Mensch ist ein Diener Gottes und allen ist ein Anteil am göttlichen Segensüberfluß gegeben.

Erzeigt besonders denen, deren Gedanken materiell und entgegengesetzt gerichtet sind, äußerste Liebe und Geduld und gewinnt sie so durch den Glanz eurer Güte für die Einheit der Gemeinschaft.

Wenn ihr eurem Werke treu seid und unbeirrt der heiligen Sonne der Wahrheit folgt, dann wird sich der gesegnete Tag der allumfassenden Bruderschaft über dieser schönen Stadt erheben.

aus Abdu'l Baha, Ansprachen in Paris

 

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