Die zwei Arten der Propheten | 
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Frage: Wie viele Arten von Propheten gibt es?Antwort: Es gibt zwei Arten von Propheten. Zur einen Art gehören die unabhängigen Propheten, denen andere nachfolgen; zur anderen Art gehören die abhängigen, die den unabhängigen Propheten nachfolgen.
Die unabhängigen Propheten sind die Gesetzgeber und die Begründer eines neuen Zeitalters. Durch Ihr Erscheinen erhält die Welt ein neues Gewand, die Grundlagen der Religion werden wiederhergestellt, und ein neues Buch wird geoffenbart. Ohne Vermittler empfangen Sie die Gnade aus der Wirklichkeit Gottes, und Ihre Erleuchtung ist eine wesenhafte. Sie sind wie die Sonne, die aus sich selbst leuchtet: Das Licht ist ihre Wesensnotwendigkeit, sie empfängt es nicht von einem anderen Gestirn. Diese Aufgangspunkte des Morgens der Einheit sind die Quellen der Gnade und die Spiegel für das Wesen der Wahrheit.
Die anderen Propheten sind Nachfolger und Stützen, denn sie sind Zweige und nicht unabhängig. Sie empfangen die Gnadengabe von den unabhängigen Propheten und benützen das Licht der Führung der allumfassenden Propheten. Sie gleichen dem Mond, der nicht aus sich selbst leuchtet und strahlt, sondern sein Licht von der Sonne empfängt.
Die Manifestationen des allumfassenden Prophetentums, die unabhängig erschienen, sind zum Beispiel Abraham, Moses, Christus, Muhammad, der Bab und Baha'u'llah. Die anderen aber, wie Salomo, David, Jesaja, Jeremia und Hesekiel, sind Nachfolger und Verbreiter. Denn die unabhängigen Propheten sind Stifter. Sie begründen eine neue Religion und wandeln die Menschen zu neuen Geschöpfen. Sie veredeln das allgemeine sittliche Verhalten, verbreiten neue Gebräuche und Regeln und erneuern das Zeitalter und das religiöse Gesetz. Ihr Erscheinen gleicht dem Frühling, der alle irdischen Geschöpfe mit einem neuen Gewand schmückt und ihnen neues Leben gibt.
Auch die zweite Art von Propheten, die Nachfolger sind, verbreitet das Gesetz Gottes, macht Seine Religion bekannt und verkündet Sein Wort. Aus sich selbst haben sie keine Kraft und keine Macht, sondern empfangen sie von den unabhängigen Propheten.
Frage: Zu welcher Klasse gehören Buddha und Konfuzius?¹
¹ Buddha heißt der Erleuchtete. Dieses Wort wurde zum Titel des indischen Religionsstifters Gautama, des Begründers des Buddhismus. Er lebte ca. 550-480 v.Chr. - Konfuzius (Konfutse), chinesischer Philosoph und Stifter des Konfuzianismus, der seit dem 2. Jahrh. v.Chr. in China allgemein als Religion verbreitet wurde, lebte von 551-479 v.Chr.
Antwort: Auch Buddha stiftete eine neue Religion, während Konfuzius die Sitten und alten Tugenden erneuerte; ihre Einrichtungen aber sind völlig zugrunde gegangen. Die Glaubenslehren und Kultvorschriften der Anhänger Buddhas und des Konfuzius wurden nicht entsprechend ihren ursprünglichen Grundsätzen weitergeführt. Der Begründer des Buddhismus war eine wunderbare Seele. Er führte die Lehre von der Einheit Gottes ein, aber später gingen die ursprünglichen Grundsätze Seiner Lehren allmählich verloren, und törichte Gebräuche und Zeremonien entstanden und wuchsen, bis sie schließlich in der Anbetung von Statuen und Bildern endeten.
Denke daran, daß Christus immer wieder darauf hingewiesen hat, daß die zehn Gebote des Alten Testaments¹ befolgt werden sollen, und Er bestand darauf, daß an ihnen festgehalten werde.² Eines unter den zehn Geboten heißt: »Du sollst kein Bildnis oder Gleichnis anbeten.« In vielen christlichen Kirchen gibt es aber heute zahlreiche Bilder und Statuen. Es ist also klar und offenkundig, daß die Religion Gottes unter den Völkern nicht bei ihren ursprünglichen Grundsätzen verbleibt, sondern daß sie allmählich geändert und umgewandelt wird, bis sie schließlich völlig zerrüttet und aufgehoben ist. Darum wird die Offenbarung erneuert und ein neues religiöses Gesetz begründet. Würden aber die Religionen nicht verändert und umgewandelt, gäbe es kein Bedürfnis für eine Erneuerung.
¹ Wörtlich: Pentateuch ² Matthäus 5:17-19, 15:3-9, 19:17
Am Anfang stand der Baum in seiner ganzen Schönheit, bedeckt mit Blüten und Früchten; endlich aber wurde er alt, trug keine Früchte mehr und verdorrte und moderte. Darum pflanzt der wahre Gärtner wiederum einen unvergleichlichen jungen Baum derselben Gattung und Art, der Tag für Tag wächst und sich entfaltet, im göttlichen Garten weithin Schatten spendet und köstliche Früchte hervorbringt. Ebenso ist es mit den Religionen: Im Laufe der Zeiten verändern sich ihre ursprünglichen Grundsätze, die Wahrheit der Religion Gottes geht ganz verloren und ihr Geist entflieht; Irrlehren treten auf, und sie wird zu einem Körper ohne Seele. Dies ist der Grund für ihre Erneuerung.
Damit soll gesagt sein, daß die buddhistischen und konfuzianischen Völker heute Bilder und Statuen verehren. Sie wissen nichts mehr von der Einheit Gottes, sondern glauben an Götter ihrer Einbildung wie die alten Griechen. Anfangs war es aber nicht so, sondern es herrschten ganz andere Prinzipien und Gebräuche.
Bedenke noch einmal, wie sehr die Grundlagen der Religion Christi in Vergessenheit geraten und wie viele Irrlehren in sie eingedrungen sind. Zum Beispiel verbot Christus Gewalt und Rache; überdies gebot Er, Unrecht und Böses mit Güte und Verzeihung zu erwidern. Denke nun darüber nach, wie viele blutige Kriege die christlichen Völker unter sich geführt haben, und wieviel Unterdrückung, Grausamkeit, Rohheit und Blutgier sich ergeben hat! Viele dieser Kriege wurden auf Veranlassung der Päpste geführt. Somit ist es klar und offenkundig, daß die Religionen sich im Laufe der Zeit völlig ändern und wandeln. Deshalb werden sie erneuert.
aus Abdu'l-Baha, Beantwortete Fragen