Forum
Kontakt
Links
Meditative Texte

 

DIE SEELE
PRÜFUNGEN UND LEIDEN
GEISTIGE HEILUNG
GEBET UND MEDITATION
WAHRE LIEBE
LEBEN NACH DEM TOD
INTERRELIGIÖSER DIALOG
DIE VERBORGENEN WORTE
DIE GOLDENE REGEL
SCHMERZ UND SORGE
DIE ZWEI NATUREN IM MENSCHEN
GÖTTLICHE LEBENSKUNST
MEDITATIONSTEXTE
ANSPRACHEN IN PARIS
GEISTIGE THEMEN
DIE BAHA'I RELIGION
BÜCHER FÜR SEELE UND GEIST

Die allumfassende Liebe

24. Oktober 1911

Die allumfassende Liebe

Ein Inder sagte zu Abdu'l-Baha:

„Mein Lebensziel ist, so weit wie möglich die Botschaft Krishnas über die Welt zu tragen.“

Abdu'l-Baha sagte: „Die Botschaft Krishnas ist die Botschaft der Liebe. Alle Propheten Gottes haben die Botschaft der Liebe überbracht. Keiner von ihnen hat je die Auffassung vertreten, daß Krieg und Hassen gut sei. Alle bezeichnen gleichermaßen Liebe und Güte als das beste.“

Die Liebe äußert ihre Wirklichkeit in Taten, nicht in bloßen Worten. Worte allein besitzen keine Wirkung Um ihre Kraft zu zeigen, muß Liebe einen Gegenstand, ein Werkzeug, einen Anlaß haben.

Es gibt vielerlei Möglichkeiten, Liebe zu erzeigen: Da ist die Liebe zur Familie, zum Vaterland, zur Rasse, die politische Begeisterung und auch die Liebe gleichgerichteter Interessen. Dies alles sind Mittel und Wege, um die Macht der Liebe zu erweisen. Ohne solche Mittel würden wir die Liebe weder sehen, noch hören oder fühlen, all dies würde nicht zum Ausdruck kommen. Wasser zeigt seine Möglichkeit auf mancherlei Weise, dadurch, daß es den Durst löscht oder die Saat zum Wachsen bringt und so weiter. Kohle äußert ihre Eigentümlichkeiten unter anderem im Gaslicht, während sich die Wirkung der Elektrizität zum Beispiel im elektrischen Licht zeigt. Gäbe es kein Gas und keine Elektrizität, so würden die Nächte der Welt dunkel sein. So bedarf es auch zur Äußerung der Liebe eines Werkzeuges, einer Ursache, eines Gegenstandes, einer Ausdrucksmöglichkeit.

Wir müssen einen Weg herausfinden, auf dem wir Liebe unter die Menschensöhne tragen können.

Liebe ist ohne Grenzen, Schranken und Ende. Materielle Dinge sind begrenzt, beschränkt und endlich. Mit begrenzten Mitteln könnt ihr unendliche Liebe nicht angemessen zum Ausdruck bringen.

Die vollkommene Liebe braucht ein selbstloses Werkzeug, das von jeder Art von Fessel völlig frei ist. Die Liebe zur Familie ist begrenzt, das Band der Blutsverwandtschaft nicht das stärkste. Oft sind Mitglieder der gleichen Familie uneins, ja, hassen sie einander.

Vaterlandsliebe ist endlich. Liebe zum eigenen Lande, die zum Haß gegen alle übrigen führt, ist keine vollkommene Liebe. Auch Landsleute sind nicht frei von Streitigkeiten.

Die Liebe zur Rasse ist begrenzt. Wohl herrscht hier eine gewisse Einheit, doch sie genügt nicht. Liebe darf keine Grenzen haben.

Liebe zur eigenen Rasse kann gleichzeitig Haß gegen alle anderen bedeuten, und selbst Menschen der gleichen Rasse werden einander oft nicht lieben.

Politische Liebe ist gleichfalls stark mit Haß gegen andere Parteien verbunden. Derartige Liebe ist sehr begrenzt und schwankend.

Die aus gleichgerichteten Interessen fließende Liebe ist unbeständig. Vielfach ergeben sich dabei Abgrenzungen, die Eifersucht hervorrufen, und schließlich verdrängt der Haß die Liebe.

Vor einigen Jahren standen die Türkei und Italien in einem freundlichen politischen Verhältnis zueinander, und jetzt liegen sie miteinander im Kriege!

Alle diese Bande der Liebe sind unvollkommen. Es ist klar, daß begrenzte materielle Bindungen nicht genügen, um allumfassende Liebe angemessen auszudrücken.

Die große selbstlose Liebe zur Menschheit ist durch keine dieser unvollkommenen, selbstsüchtigen Bindungen gefesselt. Sie ist die einzige vollkommene Liebe, die allen Menschen möglich und nur durch die Macht des göttlichen Geistes zu erreichen ist. Keine weltliche Macht kann die allumfassende Liebe je zustande bringen.

Laßt alle in dieser göttlichen Macht der Liebe eins sein! Laßt alle danach streben, daß sie im Lichte der Sonne der Wahrheit wachsen und diese strahlende Liebe auf alle Menschen widerspiegeln, damit ihre Herzen geeinigt werden und sie immerdar im Glanze dieser grenzenlosen Liebe bleiben.

Behaltet diese Worte, die ich in der kurzen Zeit, da ich in Paris in eurer Mitte weile, zu euch spreche. Ich ermahne euch ernstlich: laßt eure Herzen nicht durch die materiellen Dinge dieser Welt in Fesseln schlagen. Ich heiße euch, nicht als Hörige der Materie selbstzufrieden auf dem Bette der Nachlässigkeit zu liegen, sondern euch zu erheben und euch von ihren Banden frei zu machen!

Das Tierreich ist im Stoff gefangen, den Menschen aber hat Gott mit Freiheit ausgestattet. Das Tier kann den Naturgesetzen nicht entrinnen, wogegen der Mensch sie zu beherrschen vermag, weil er die Natur begreifen und sich dadurch über sie erheben kann.

Die Macht des Heiligen Geistes, der den Verstand des Menschen erleuchtet hat, hat ihn befähigt, Mittel zu entdecken, die die Naturgesetze seinem Willen beugen. Er durchfliegt die Luft, durchkreuzt die Meere und bewegt sich sogar in ihren Tiefen.

Dies alles zeigt, wie der Verstand des Menschen befähigt wurde, ihn von den Begrenzungen der Natur zu lösen und viele ihrer Geheimnisse zu enträtseln. Der Mensch hat die Fesseln des Stoffes bis zu einem gewissen Grad zerbrochen.

Der Heilige Geist will dem Menschen noch größere Kräfte als diese geben, wenn er nur nach den Dingen des Geistes streben und sich bemühen möchte, sein Herz mit der göttlichen unendlichen Liebe in Harmonie zu bringen.

Wenn ihr ein Glied eurer Familie oder einen Landsmann licht, so tut es mit einem Strahl der unendlichen Liebe! Tut es mit Gott und für Gott! Wo immer ihr die Eigenschaften Gottes findet, liebt jenen Menschen, gleichviel, ob er zu eurer Familie oder zu einer anderen zählt. Ergießet das Licht der grenzenlosen Liebe über jedes menschliche Wesen, das ihr antrefft, mag es gleich eurem Lande, eurer Hasse, eurer politischen Partei oder irgendeiner anderen Nation, Farbe oder politischen Richtung angehören. Der Himmel wird euch helfen, wenn ihr daran arbeitet, die zerstreuten Völker der Welt unter den Schatten des allmächtigen Zeltes der Einigkeit zu sammeln.

Ihr werdet die Diener Gottes sein, die in Seiner Nähe wohnen, seine göttlichen Gehilfen im Dienste an der ganzen Menschheit. Der g a n z e n Menschheit! Jedes menschlichen Wesens! Vergeßt dies nie!

Sagt nicht, daß jemand Italiener, Franzose oder Engländer ist, denkt nur daran, daß er ein Sohn Gottes, ein Diener des Allerhöchsten ist, ein Mensch! Alle sind M e n s c h e n! Vergeßt die Landeszugehörigkeiten - alle sind gleich im Angesicht Gottes.

Denkt nicht an eure eigene Begrenztheit, denn Gottes Hilfe wird mit euch sein. Vergeßt euch selbst, denn Gottes Hilfe wird gewißlich zu euch kommen.

Wenn ihr die Barmherzigkeit Gottes anruft und auf ihren Beistand wartet, wird eure Kraft verzehnfacht werden.

Schaut auf mich: Ich bin so schwach, und doch erhielt ich die Kraft, zu euch zu kommen, ein armer Diener Gottes, der befähigt wurde, euch diese Botschaft zu verkünden. Ich werde nicht lange bei euch sein. Man muß nicht auf seine eigene Schwachheit blicken, denn es ist die Kraft des Heiligen Geistes der Liebe, der die Macht zum Lehren gibt. Der Gedanke an unsere eigene Schwachheit könnte uns nur verzweifeln lassen. Wir müssen unser Auge über alle irdischen Gedanken erheben, und von jedem materiellen Gedanken lösen, Geistiges erbitten und unseren Blick auf die ewige freigebige Gnade des Allmächtigen heften, der unsere Seelen erfüllen will mit der Freude eines fröhlichen Dienstes gemäß Seinem Gebote: „Liebet einander!“

aus Abdu'l Baha, Ansprachen in Paris

 

Meditative Texte per eMail

Wenn Sie täglich inspirierende Texte aus den Schriften der Baha'i Religion erhalten möchten, tragen Sie sich in unseren Verteiler ein.

Ihre eMail-Adresse:

Hinweis

geistigenahrung.org ist durch die Lehren der Baha'i Religion inspiriert und wurde privat initiiert.

Die offizielle Internetseite der Baha'i in Österreich finden Sie hier.

Sitemap