Vom Sinn und Zweck unseres LebensIch bezeuge, o mein Gott, daß Du mich erschaffen hast, Dich zu erkennen und anzubeten. Ich bezeuge in diesem Augenblick meine Ohnmacht und Deine Macht, meine Armut und Deinen Reichtum. Es gibt keinen Gott außer Dir, dem Helfer in Gefahr, dem Selbstbestehenden. (GebetBuch Nr.1) Die Absicht Gottes bei der Erschaffung des Menschen war und wird immer sein, ihn zu befähigen, seinen Schöpfer zu erkennen und in Seine Gegenwart zu gelangen. Diesen höchsten Zweck, dieses erhabenste Ziel bezeugen alle himmlischen Bücher und die göttlich offenbarten, inhaltsschweren Schriften unzweideutig. (ÄL 29:1) Im Alten Testament heißt es: »Gott sprach: Lasset uns den Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.« Dies zeigt, daß der Mensch Bild und Gleichnis Gottes ist, das heißt, Gottes Vollkommenheit, die göttlichen Tugenden sind in der menschlichen Wirklichkeit widergespiegelt, offenbart. Wie der Lichtglanz der Sonne von einem blanken Spiegel voll und leuchtend zurückgestrahlt wird, so strahlen auch die göttlichen Eigenschaften und Merkmale aus den Tiefen eines reinen Menschenherzens. Dies beweist, daß der Mensch das edelste Geschöpf Gottes ist ... Laßt uns nun genauer untersuchen, auf welche Weise er ein Bild und Gleichnis Gottes ist und nach welchem Maß oder Kriterium er gemessen und gewertet werden kann. Dieser Maßstab können nur die göttlichen Tugenden sein, die in ihm offenbart sind. Jeder von göttlichen Eigenschaften beseelte Mensch, der himmlische Reinheit und Vollkommenheit widerspiegelt und vollkommene, lobenswerte Tugenden verkörpert, ist wahrlich ein Bild und Gleichnis Gottes. (PUP p.69f) Es heißt, daß der Mensch der höchste Vertreter Gottes ist; er ist das Buch der Schöpfung, weil alle Geheimnisse des Daseins in ihm beschlossen sind. Wenn er in den Schatten des wahren Erziehers tritt und richtig erzogen ist, wird er zum innersten Wesen der Wesen, zum Licht allen Lichts, zum Geist allen Geistes; er wird Mittelpunkt der göttlichen Erscheinungen, Quelle geistiger Eigenschaften, Aufgangsort himmlischen Lichtes und Empfänger göttlicher Eingebung. Ist er dieser Erziehung beraubt, wird er zur Offenbarung teuflischer Eigenschaften, zum Inbegriff tierischer Laster, zur Quelle aller finsteren Zustände. (FRAGEN S.229) O Heerschar des Lebens! Ost und West haben sich in der Anbetung verblichener Sterne vereinigt und sich im Gebet dunklen Horizonten zugewandt. Beide haben den weiten Grund der heiligen Gesetze Gottes völlig mißachtet und die inneren Werte und Kräfte Seiner Religion in Vergessenheit geraten lassen. Sie haben bestimmte Gebräuche und Sitten als unverrückbare Grundlage der göttlichen Religion betrachtet und sich darauf versteift. Sie haben sich eingebildet, den strahlenden Gipfel der Errungenschaften und des Wohlstands erreicht zu haben, während sie in Wahrheit in den tiefsten Tiefen der Achtlosigkeit versunken sind und sich der göttlichen Gnadengaben gänzlich beraubten. Der Eckstein göttlicher Religion ist, göttliche Vollkommenheiten zu erlangen und Seine mannigfaltigen Gaben zu empfangen. Der wesentliche Zweck von Religion und Glaube ist, das innere Sein des Menschen durch die Ausgießungen himmlischer Gnade zu veredeln. Wird das nicht erreicht, so ist dies bitterer Verlust. Es ist die Qual des Höllenfeuers. Alle Bahá'í müssen daher diese kostbare und lebenswichtige Angelegenheit in ihren Herzen bewegen, damit sie sich nicht wie die Angehörigen anderer Religionen mit dem Getön, dem Lärm, der Hohlheit religiöser Dogmen zufriedengeben. Sie sollen in jeder Lebenslage ein Beispiel der Eigenschaften und Tugenden geben, die aus Gott geboren sind, und sollten bemüht sein, sich durch eine gute Lebensweise auszuzeichnen. Ihren Anspruch, Bahá'í zu sein, sollten sie durch Taten und nicht durch den Namen rechtfertigen. Ein wahrer Bahá'í strebt Tag und Nacht danach, auf dem Pfade menschlicher Vervollkommnung voranzuschreiten. Sein sehnlichster Wunsch ist, so zu leben und so zu handeln, daß die Welt durch ihn bereichert und erleuchtet wird. Der Quell seiner Eingebung ist der Wesenskern göttlicher Tugend. Sein Lebensziel ist es, sich so zu verhalten, daß er dauernden Fortschritt bewirkt. Erst wenn der Mensch solche vollkommenen Gaben erworben hat, kann er als wahrer Bahá'í gelten. Denn in dieser heiligen Sendung, der krönenden Herrlichkeit vergangener Zeitalter und Zyklen, ist wahrer Glaube nicht die bloße Anerkennung der Einheit Gottes, sondern ein Leben, das alle Vollkommenheiten und Tugenden offenbart, die sich aus einer solchen Überzeugung ergeben. (Baha'i-World I p.12) | 
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