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Unterschied zwischen Mensch und Tier

Unterschied zwischen Mensch und Tier

Schon ein- oder zweimal haben Wir über den Geist gesprochen, aber Unsere Worte wurden nicht niedergeschrieben.

Wisse, daß die Menschen zu zwei Kategorien gehören, das heißt, daß sie zwei Gruppen bilden. Die Anhänger der einen Gruppe leugnen den Geist und sagen, daß der Mensch eine Tierart sei; denn sie meinen: »Sehen wir nicht, daß Tiere und Menschen dieselben Kräfte und Sinne gemeinsam haben? Die einfachen Einzelelemente, die das All erfüllen, gehen unendlich viele Verbindungen ein, und aus jeder Verbindung entwickelt sich eine Seinsform. Zu diesen Lebewesen gehört auch der Mensch, der über Kräfte und Sinne verfügt. Je vollkommener die Verbindung, desto edler ist das Lebewesen. Die Verbindung der Elemente im menschlichen Körper ist vollkommener als die Zusammensetzung jedes anderen Lebewesens; seine Mischung ist am genauesten ausgewogen, weshalb er edler und vollendeter ist. »Es ist nicht so«, sagen sie, »daß er eine besondere Kraft und Geist besäße, der den anderen Tieren fehle: Tiere haben feinnervige Körper, aber der Mensch hat einige Kräfte mit größerem Feingefühl« - obwohl das Tier, was die äußeren Sinne anbelangt, wie Gehör, Gesicht, Geschmack, Geruch und Tastgefühl, und sogar in einigen inneren Kräften, wie dem Gedächtnis, reicher begabt ist als der Mensch. - »Auch das Tier«, so äußern sie, »hat Intelligenz und Wahrnehmungsvermögen.« Alles, was sie zugeben, ist, daß die menschliche Intelligenz größer sei.

Dies ist, was die heutigen Philosophen feststellen; dies sind ihre Äußerungen, so ist ihre Annahme und so stellt es ihre Einbildungskraft dar. Mit mächtigen Argumenten und Beweisen führen sie so die Abstammung des Menschen auf das Tier zurück und behaupten, daß es eine Zeit gab, in der der Mensch ein Tier gewesen sei; dann hätte sich die Art geändert und allmählich Fortschritte gemacht, bis sie den jetzigen zustand des Menschen erreicht hätte.

Die Theologen aber sagen: Nein, so ist es nicht. Wenn auch der Mensch Kräfte und die äußeren Sinne mit dem Tier gemeinsam hat, so ist in ihm doch eine außergewöhnliche Kraft vorhanden, die das Tier nicht besitzt. Wissenschaften, Künste, Erfindungen, Gewerbe und Entdeckungen von Wirklichkeiten sind die Ergebnisse dieser geistigen Kraft. Diese Kraft umfaßt alle Dinge, begreift ihre Wirklichkeit, entdeckt die verborgenen Geheimnisse der Schöpfung und beherrscht sie durch dieses Wissen. Sie begreift sogar Dinge, die äußerlich nicht vorhanden sind, das heißt geistige Wirklichkeiten, die mit den Sinnen nicht wahrnehmbar sind und keine äußere Existenz haben, weil sie unsichtbar sind; so umschließt sie den Verstand, den Geist, die Eigenschaften, den Charakter, die Liebe und das Leid des Menschen, die alle geistige Wirklichkeiten sind. Überdies waren diese bestehenden Wissenschaften, Künste, Gesetze und unzähligen menschlichen Erfindungen einmal unsichtbare, rätselhafte und vorborgene Geheimnisse; nur die alles umfassende menschliche Kraft war es, die sie entdeckte und vom Bereich des Verborgenen auf die Ebene des Sichtbaren brachte. So waren einmal Telegraphie, Photographie, Phonographie und alle diese Erfindungen und wunderbaren Künste verhüllte Geheimnisse: Die menschliche Wirklichkeit entdeckte sie und machte das Unsichtbare sichtbar. Es gab sogar eine Zeit, als die Eigenart dieses Eisens hier - ja sogar aller Metalle - ein verborgenes Geheimnis war; die Menschen entdeckten dieses Metall und verarbeiteten es zu dieser industriellen Form. Ebenso ist es mit allen anderen menschlichen Erfindungen und Entdeckungen, die zahllos sind.

Dies kann nicht geleugnet werden. Wenn man sagen würde, daß diese Entdeckungen Erfolge der auch den Tieren und körperlichen Sinnen eigenen Kräfte wären, ist zu bemerken, wie offensichtlich die Tiere in bezug auf diese Kräfte dem Menschen überlegen sind. Zum Beispiel ist die Sehkraft von Tieren viel schärfer als die menschliche; dasselbe gilt vom tierischen Geruchs- und Geschmackssinn. Kurz, in den Kräften, die Tier und Mensch gemeinsam sind, ist das Tier oft überlegen. Nehmen wir zum Beispiel die Gedächtniskraft: Wenn man eine Taube von hier in ein fernes Land bringt und sie dort freiläßt, kehrt sie zurück, weil sie sich des Weges erinnert. Bringe einen Hund von hier ins Innere Asiens und laß ihn dort frei, so kommt er hierher zurück und verliert nicht ein einziges Mal den Weg. So ist es auch mit den anderen Sinneskräften, wie Gehör, Gesicht, Geruch, Geschmack und Tastsinn.

Somit ist es klar, daß das Tier in Erfindungen und im Begreifen der Wirklichkeit dem Menschen überlegen wäre, wenn es im Menschen nicht eine Kraft gäbe, die von jeder tierischen Kraft verschieden ist. Es ist daher offenkundig, daß der Mensch eine Gabe hat, die das Tier nicht besitzt. Nun versteht das Tier sinnlich wahrnehmbare Dinge, aber geistige Wirklichkeiten begreift es nicht. Zum Beispiel sieht es, was im Bereich seiner Augen liegt, aber es ist ihm nicht möglich, zu begreifen, was außerhalb dieses Bereiches liegt, und sich eine Vorstellung davon zu machen. So kann sich das Tier nicht vorstellen, daß die Erde die Form einer Kugel hat. Der Mensch aber zieht aus bekannten Gegebenheiten Schlüsse auf noch Unbekanntes und entdeckt unbekannte Wirklichkeiten. Zum Beispiel sieht er die Krümmung des Horizonts und folgert daraus, daß die Erde rund sei. So steht der Polarstern in 'Akká im 33. Grad, das heißt, er ist 33 Grad über dem Horizont. Wenn man auf den Nordpol zugeht, erhebt sich der Polarstern mit jedem Breitengrad, den man zurücklegt, um einen Grad über den Horizont, das heißt, seine Höhe wird 34, dann 40 und 50, dann 60 und 70 Grad betragen. Erreicht man den Nordpol, wird der Polarstern senkrecht darüber stehen, das heißt, zu einer Höhe von 90 Grad oder zum Zenit gelangt sein. Dieser Polarstern und sein Höhersteigen sind sinnlich wahrnehmbare Dinge. Je näher man dem Pol kommt, desto höher steigt der Polarstern; durch diese zwei bekannten Tatsachen wurde etwas Unbekanntes entdeckt, daß nämlich der Horizont gekrümmt ist: Das bedeutet, daß jeder Breitengrad der Erde einen etwas anderen Horizont hat. Der Mensch begreift dies und weist daraus etwas nach, was nicht gesehen werden kann, nämlich die Kugelgestalt der Erde. Das zu verstehen ist für das Tier nicht möglich. Ebenso kann es nicht verstehen, daß die Sonne der Mittelpunkt ist, um den sich die Erde dreht. Das Tier ist der Gefangene seiner Sinne und von ihnen gefesselt; alles, was außer dem Bereich der Sinne liegt, die Dinge, die sie nicht beherrschen, kann das Tier niemals verstehen, obwohl es, was die äußeren Sinne anbelangt, dem Menschen überlegen ist. Somit wurde bewiesen und als wahr bestätigt, daß es im Menschen eine Entdeckerkraft gibt, durch die er vor dem Tier ausgezeichnet ist, und diese ist der Menschengeist.

Gelobt sei Gott! Der Mensch ist immer auf das Höhere hin gerichtet, und sein Trachten geht nach oben; er möchte stets zu einer größeren Welt als der, auf der er lebt, gelangen und zu einem höheren Kreis als dem, in dem er steht, aufsteigen. Das Streben nach Erhöhung ist eines der menschlichen Kennzeichen. Ich bin erstaunt, daß manche Denker in Amerika und Europa sich damit zufrieden geben, der Welt des Tieres nahezukommen und somit Rückschritte zu machen; denn der Zweck des Daseins muß auf Erhöhung gerichtet sein. Wenn man einem von ihnen sagen wollte, er sei ein Tier, so wäre er sehr verletzt und aufgebracht.

Welch ein Unterschied besteht zwischen der menschlichen Welt und der Welt des Tieres, zwischen der Erhöhung des Menschen und der Erniedrigung des Tieres, der Vollkommenheit des Menschen und der Unwissenheit des Tieres, der Erleuchtung des Menschen und dem Unverständnis des Tieres und zwischen der Herrlichkeit des Menschen und der Niedrigkeit des Tieres! Ein zehnjähriges Araberkind kann zwei- oder dreihundert Kamele in der Wüste beaufsichtigen und sie mit seiner Stimme vorwärts oder rückwärts führen. Ein mächtiger Elefant wird von einem schwachen Hindu so gelenkt, daß er ihm in völligem Gehorsam dient. Alle Dinge werden von der Hand des Menschen beherrscht; er kann der Natur Widerstand leisten, während alle anderen Geschöpfe ihre Gefangenen sind; keines kann sich von den Naturgesetzen frei machen. Der Mensch allein kann der Natur widerstehen. Die Schwerkraft zieht alle Körper zur Erdmitte hin; der Mensch entfernt sich durch mechanische Mittel von ihr und segelt in der Luft. Die Natur verbietet dem Menschen, das Meer zu durchkreuzen, aber er baut sich Schiffe und fährt und reist mitten durch die Ozeane, und so weiter; dies ist ein endloses Thema. Zum Beispiel fährt der Mensch mit Hilfe von Motoren über Berge und durch Wüsten, und er sammelt alle Nachrichten aus Ost und West an einem Punkt. All dies widerspricht der Natur. Das Meer in seiner gewaltigen Größe kann nicht um ein Atom von den Naturgesetzen abweichen; die Sonne in all ihrer Pracht kann nicht um eine Nadelspitze von den Gesetzen abgehen und kann niemals die Seinsweisen, die Stufe, die Eigenschaften, das Leben und die Natur des Menschen verstehen.

Welches ist denn die Kraft in diesem kleinen menschlichen Körper, die dies alles umfaßt? Was ist diese beherrschende Kraft, mit der sich der Mensch alle Dinge unterwirft?

Noch einen weiteren Punkt gibt es: Moderne Gelehrte sagen: »Wir haben noch nie den Geist im Menschen gesehen, und trotz unseres Eindringens in die Geheimnisse des menschlichen Körpers nehmen wir keine geistige Kraft wahr. Wie können wir uns eine Kraft vorstellen, die durch die Sinne nicht wahrnehmbar ist?« Die Theologen antworten: »Auch der Geist des Tieres ist nicht wahrnehmbar und kann durch die körperlichen Kräfte nicht bemerkt werden. Wodurch beweist man die Existenz des Geistes des Tieres? Es herrscht kein Zweifel, daß man aus seinen Wirkungen den Schluß zieht, daß das Tier eine Kraft hat, die der Pflanze fehlt, und dies ist die Kraft der Sinne, das heißt Gesicht, Gehör und noch andere Kräfte; aus diesen folgert man, daß es einen Geist des Tieres gibt. Ebenso schließen wir aus den Beweisen und Zeichen, die wir erwähnt haben, daß es einen Menschengeist gibt. Da das Tier Kennzeichen aufweist, die der Pflanze fehlen, sagt man, diese Kraft der Sinnesempfindung sei eine Eigentümlichkeit des Geistes des Tieres. Auch im Menschen sieht man Zeichen, Kräfte und Vollkommenheiten, die im Tier nicht existieren; deshalb folgert man, daß in ihm eine Kraft ist, die dem Tier fehlt.«

Wenn wir alles leugnen wollten, was durch die Sinne nicht wahrnehmbar ist, müßten wir Wirklichkeiten leugnen, die unstreitig bestehen. Zum Beispiel ist der Äther durch die Sinne nicht wahrnehmbar, obwohl er zweifellos existiert. Die Schwerkraft ist durch die Sinne nicht erkennbar, und doch ist sie sicherlich vorhanden. Wie beweist sich uns ihr Dasein? Durch ihre Wirkungen. So ist dieses Licht Schwingung des Äthers, und aus diesen Schwingungen schließen wir auf sein Vorhandensein.

aus Abdu'l-Baha, Beantwortete Fragen

 

 

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