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Entwicklung & Entfaltung des Menschen

Entwicklung & Entfaltung des Menschen

Frage: Was sagen Sie zu den Theorien, die einige europäische Gelehrte über die Entwicklung und Entfaltung der Lebewesen aufgestellt haben?

Antwort: Über dieses Thema wurde neulich schon gesprochen, doch wollen wir noch einmal darüber reden. Um es kurz zu fassen, diese Frage wird durch die Feststellung entschieden, ob die Arten ursprünglich sind oder nicht. Das heißt, bestand die Gattung Mensch von Urbeginn an oder stammt sie vom Tierreich ab?

Gewisse europäische Wissenschaftler sind sich darüber einig, daß die Arten sich entfalten und entwickeln, ja daß sogar Wandlung und Änderung möglich seien. Einer der Beweise, den sie für diese Theorie ins Feld führen, ist, daß es durch genaue Forschungen und Nachprüfungen der geologischen Wissenschaft klar geworden sei, daß das Dasein der Pflanzen dem der Tiere und das Dasein der Tiere dem der Menschen vorangegangen sei. Sie glauben, daß sich sowohl die pflanzliche als auch die tierische Art geändert hätten, denn in einigen Schichten der Erde wurden Pflanzen entdeckt, die es früher gab und die jetzt ausgestorben sind; sie hätten sich entwickelt, an Widerstandskraft zugenommen und ihre Form und ihr Aussehen geändert, und so hätten sich auch die Arten gewandelt. Ebenso gäbe es in den Schichten der Erde einige Gattungen von Tieren, die sich geändert und umgebildet hätten. Eines dieser Tiere sei die Schlange. Es gäbe Hinweise, daß die Schlange früher Füße gehabt habe; aber im Laufe der Zeit seien diese Glieder verschwunden. Auch in der menschlichen Wirbelsäule ist ein Anzeichen, das auf den Beweis hinauslaufe, daß der Mensch wie andere Tiere einmal einen Schwanz gehabt habe. Früher sei dieses Glied nützlich gewesen, aber als sich der Mensch weiterentwickelte, sei es nicht länger von Nutzen gewesen und deshalb allmählich verschwunden. Und die Schlange habe ihre Zuflucht unter der Erde gefunden und sei ein kriechendes Tier geworden; da sie so ihre Füße nicht mehr brauchte, seien sie verschwunden, aber ihre Spuren seien übrig geblieben. Ihr Hauptargument ist, daß das Vorhandensein der Spuren von Körperteilen beweise, daß diese früher existiert hätten; da sie jetzt aber nicht mehr von Nutzen seien, wären sie allmählich verschwunden. Während also die vollentwickelten, notwendigen Glieder erhalten geblieben sind, seien die unnötigen durch die Wandlung der Art allmählich verschwunden, aber ihre Spuren dauerten fort.

Die erste Antwort auf diese Beweisführung ist, daß die Tatsache, daß das Tier vor dem Menschen da war, weder für die stetige Entwicklung, die Änderung und den Wandel der Arten ein Beweis ist, noch dafür, daß der Mensch von der Tier- zur Menschenwelt erhoben wurde. Denn wenn es als sicher gilt, daß das Erscheinen dieser verschiedenen Lebewesen gesondert erfolgte, dann ist es auch möglich, daß der Mensch nach dem Tier ins Dasein trat. So sehen wir, wenn wir im Pflanzenreich nachforschen, daß die Früchte der verschiedenen Bäume nicht zur gleichen Zeit reifen; im Gegenteil, die einen kommen früher, die anderen später. Dieser zeitliche Vorrang beweist nicht, daß die späten Früchte eines Baumes von den frühen Früchten eines anderen Baumes abstammen.

Zweitens liegt in diesen kleinen Anzeichen und Spuren von Gliedern vielleicht eine große Weisheit, von der nur der Verstand noch keine Kenntnis hat. Wie viele Dinge gibt es, deren Sinn wir noch nicht kennen! So sagt die Wissenschaft der Physiologie, das heißt die Lehre von den Lebensvorgängen, daß der Sinn und die Ursache der Verschiedenheit in den Farben der Tiere und des menschlichen Haares, der Röte der Lippen und der mannigfaltigen Buntheit der Vögel noch unbekannt seien; diese sind geheim und verborgen. Aber es ist bekannt, daß die Pupille des Auges schwarz ist, um die Strahlen der Sonne aufzufangen; denn wenn es eine andere Farbe wäre, zum Beispiel gleichförmig weiß, würde sie die Strahlen der Sonne nicht auf sich lenken. Da also der Sinn der erwähnten Dinge unbekannt ist, ist es möglich, daß der Sinn und die Weisheit dieser Anzeichen von Gliedern, seien sie bei Tier oder Mensch, gleichermaßen noch nicht bekannt sind. Sicherlich haben sie einen zweck, wenn er auch noch unbekannt ist.

Drittens wollen wir annehmen, daß es eine Zeit gegeben habe, als einige Tiere, oder sogar der Mensch, Glieder besessen haben, die jetzt verschwunden sind; auch dies wäre kein ausreichender Beweis für den Wandel und die Evolution der Arten. Denn der Mensch durchschreitet vom Beginn seiner embryonalen Entwicklung bis zur Reife verschiedene Formen und Erscheinungsweisen. Sein Aussehen, seine Gestalt, seine Erscheinung und seine Farbe wechseln; er gelangt von einer Gestalt zur anderen und von einem Aussehen zum anderen. Trotzdem gehört er von Beginn der embryonalen Entwicklung an zur menschlichen Art, das heißt, er ist der Embryo eines Menschen und nicht eines Tieres; dies aber ist nicht sogleich sichtbar, sondern wird erst später offenkundig und klar. Nehmen wir zum Beispiel an, daß der Mensch einmal dem Tier ähnlich gesehen und daß er dann Fortschritte gemacht und sich verändert habe; angenommen, dies sei richtig, so wäre es immer noch kein Beweis für die Wandlung der Art; nein, wie schon erwähnt, gleicht sie lediglich dem Wechsel und der Änderung des menschlichen Embryos, bis er die Stufe der Vernunft und Vollkommenheit erreicht. Drücken wir es noch klarer aus: Nehmen wir an, daß es eine Zeit gab, als der Mensch auf Händen und Füßen ging oder einen Schwanz hatte; diese Änderung und Wandlung gleicht der des Fötus im Mutterleib; obwohl er sich in jeder Hinsicht wandelt und sich entwickelt und entfaltet, bis er die vollkommene Gestalt erreicht, ist er von Anfang an eine besondere Art. Auch im Pflanzenreich sehen wir, daß sich die ursprüngliche Art der Gattung nicht ändert und wandelt, aber Gestalt, Farbe und Größe wechseln und verändern sich oder machen sogar Fortschritte.

Zusammengefaßt: Wie der Mensch im Mutterleib von Form zu Form, von Gestalt zu Gestalt schreitet, sich verändert und entwickelt und dennoch von Anbeginn der embryonalen Periode zur menschlichen Art gehört, ebenso ist der Mensch seit Beginn seines Daseins im Schoße der Welt eine besondere Art, das heißt Mensch, und hat sich schrittweise von einer Form zur anderen entwickelt. Diese Veränderung des Aussehens, diese Evolution der Glieder, diese Entwicklung und Entfaltung, auch wenn wir die Wirklichkeit von Entwicklung und Fortschritt¹ einräumen, sind deshalb keine Beweise gegen die Ursprünglichkeit der Art. Der Mensch hatte von allem Anfang an diese vollkommene Form und Zusammensetzung, er hatte die Fähigkeit und Begabung, materielle und geistige Vollkommenheiten zu erwerben, und war die Offenbarung der Worte: »Laßt uns den Menschen schaffen nach unserem Bild und Gleichnis.« Er wurde nur gefälliger, schöner und anmutiger. Die Kultur brachte ihn aus seinem wilden Zustand heraus, gerade wie die wilden Früchte, die durch einen Gärtner veredelt werden, schöner und süßer werden und mehr Frische und Schmackhaftigkeit gewinnen.

Die Gärtner der Welt der Menschheit sind die Propheten Gottes.

¹ Das heißt, wenn wir zum Beispiel zugeben, daß der Mensch früher ein Vierfüßler gewesen sei oder einen Schwanz gehabt habe.

aus Abdu'l-Baha, Beantwortete Fragen

 

 

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